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Katastrophe auf der LoveparadeDer Tunnelblick der Verantwortlichen

Sie wollten feiern - dann kam es zur Massenpanik auf der Loveparade. Schon im Vorfeld gab es Warnungen: Der alte Güterbahnhof in Duisburg sei ungeeignet.

Der Tunnelzugang zum Gelände der Loveparade. Bild: dpa

Es ist ein Dokument der Hilflosigkeit und der Jämmerlichkeit. Im Duisburger Rathaus treten am Sonntagmittag die Verantwortlichen von Stadt und Polizei gemeinsam mit dem Veranstalter der Loveparade vor die Presse. Eine Stunde lang ergehen sie sich in Ausflüchten und Ausreden. Niemand will die Verantwortung für das Fiasko übernehmen, niemand schuld sein. Eine Erklärung, wie es dazu kommen konnte, dass am Tag zuvor 19 Menschen bei dem Techno-Spektakel ihr Leben verloren und mehr als 340 verletzt wurden, können oder wollen sie nicht liefern. "Die gesamte Angelegenheit wird Gegenstand eines Untersuchungsverfahrens sein", sagt Krisenstabsleiter Wolfgang Rabe, der Leiter des Dezernats für Sicherheit und Recht der Stadt Duisburg. Die Stimmung im Saal wird immer gereizter. "Es sind Menschen gestorben und Sie eiern hier herum", empört sich ein Journalist.

Es war Samstag kurz nach 17 Uhr, als die Katastrophe an dem Tunnelzugang zum Partygelände auf dem Alten Güterbahnhof in Duisburg ihren Anfang nahm. Die zahlreichen Berichte, was sich am Samstag gegen 17 Uhr vor, hinter und in dem rund 120 Meter langen und 16 Meter breiten Unterführungstunnel hin zu dem Partygelände auf dem Alten Güterbahnhof in Duisburg zugetragen hat, sind schockierend. Die Raver hätten Atemnot bekommen. Sie seien gestoßen und geschubst wurden. Einige kollabierten. Es habe Todespanik geherrscht. "Überall lagen Menschen auf dem Boden herum", schildert ein Augenzeuge. Teilweise seien fünf bis sechs Personen übereinander geschoben worden. Um dem fürchterlichen Gedränge vor dem einzigen Eingang zu dem Festivalareal zu entkommen, kletterten nach ersten Erkenntnissen Teilnehmer an dem völlig überfüllten Tunnel auf eine abgesperrte Nottreppe an der Tunnelaußenseite - und stürzten aus mehreren Metern Höhe in den Tod. Am Sonntag Nachmittag waren 18 der 19 Todesopfter identifiziert. Unter den Todesopfern befinden sich auch vier Menschen aus den Niederlanden, Australien, Italien und China.

Den Veranstaltern, aber auch der Duisburger Stadtverwaltung und der Polizei hätte klar sein müssen, wie schnell die Party-Location zur Todesfalle werden konnte: Der seit Jahren stillgelegte und abgeräumte Duisburger Güterbahnhof liegt eingezwängt zwischen der Bahnstrecke zwischen Duisburg-Düsseldorf und der Autobahn 59. Nur ein einziger, rund 120 Meter langer und knapp 20 Meter breiter Tunnel unter den Gleisen sollte gleichzeitig als Ein- und Ausgang dienen. Außerdem war das gesamte Gelände eingezäunt - um die Raver davor zu schützen, auf die "in Tieflage" durch Duisburg laufende Autobahn zu stürzen, wie der stellvertretende Polizeipräsident Detlef von Schmeling sagte.

Einmal auf dem Gelände, waren die Menschen zwischen Schienen und Autobahn gefangen. Dabei scheint das Areal von Beginn an viel zu klein für die Hunderttausende gewesen zu sein, die am Samstag zu dem Mega-Event drängten. Krisenstabsleiter Wolfgang Rabe spricht von "250.000 bis 350.000 Menschen", die der Platz habe fassen können. Den Veranstaltern hätte also bereits im Vorfeld klar sein können, dass sie auf eine Katastrophe zusteuern - schließlich geben sie die Besucherzahlen der Love Parade in Essen 2007 mit 1,2 Millionen an. 2008 in Dortmund sollen es sogar 1,6 Millionen gewesen sein.

Detlef von Schmeling vom Polizeipräsidium Duisburg versucht deshalb, die Zahl der anreisenden Techno-Fans kleinzureden: Von mehr als einer Millionen Besucher wisse er "nur aus der Presse". Die Bahn habe nach ihm vorliegenden "belastbaren Zahlen" lediglich 105.000 Menschen nach Duisburg transportiert. Ob die Polizei erst vor oder nach der tödlichen Enge im Tunnel einen zweiten Zugang öffnete? Schmeling kann es nicht sagen. Stattdessen ergeht sich Duisburgs zweithöchster Polizist in Floskeln: "Ich kann nicht belegen, dass die Polizei den Zugang gesperrt hat", erklärt er. Auch von einer Massenpanik will er nichts wissen. Das sei "ein wertender Ausdruck über den Umfang des Geschehens", sagt Schmeling.

Für den Veranstalter sitzt Rainer Schaller auf dem Podium. "Eine schreckliche Tragödie hat sich gestern ereignet", liest der Inhaber und Geschäftsführer der Berliner Lopavent GmbH vom Blatt ab. "Die Loveparade war immer eine friedliche Veranstaltung und fröhliche Party, die von den gestrigen tragischen Unglücksfällen für immer überschattet sein wird", sagt der 41-jähige Unternehmer, der mit seiner Billigfitnesskette McFit auch der Hauptsponsor ist. "Dies bedeutet auch das Aus der Loveparade."

Eine Entscheidung, die Matthias Roeingh alias Dr. Motte, der Initiator der Loveparade, ausdrücklich begrüßt. Der 50 Jahre alte DJ hatte die "Liebesparade" 1989 in Berlin gegründet, sich jedoch 2006 von dem aus seiner Sicht zu einer "Dauerwerbesendung" verkommenen Spektakel zurückgezogen. Er fordert Konsequenzen für die Organisatoren, denen er "totale Selbstüberschätzung" vorwirft. "Das ist das Wenigste, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden und Buße tun."

Die Katastrophe kam nicht aus heiterem Himmel. Im Social Web sagten einige Kommentatoren das Unglück sogar voraus. "Also in meinen Augen is das ne Falle, das kann doch nie und nimmer gut gehen", warnte beispielsweise User "klotsche" eindringlich vor dem Tunnel. "Ich seh schon Tote, wenn nach der Abschlusskundgebung alle auf einmal über diese mickrige Straße das Gelände verlassen wollen."

Laut der Deutschen Polizeigewerkschaft hatten auch die mit der Planung beauftragten Sicherheitskräfte von Polizei und Feuerwehr schon im Vorfeld deutliche Vorbehalte an dem Sicherheitskonzept geäußert. "Bereits vor einem Jahr gab es Stimmen dahingehend, dass der Veranstaltungsort eigentlich ungeeignet sei", heißt es in einer Erklärung des Verbandes. Der Plan von Experten, zur Verhinderung Nadelöhrsituation die Teilnehmer "großflächiger" anreisen zu lassen, hätte einen weitaus größeren Personaleinsatz erfordert - und soll deshalb von der Stadtverwaltung schließlich verworfen worden sein.

In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, ein User mit dem Namen "klotsche" habe auf Twitter vor der Katastrophe gewarnt. Tatsächlich veröffentlichte er die Warnung als Kommentar zu einem Artikel auf derwesten.de. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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31 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • JS
    Jana Sommer

    Die bundesrepublikanische Politmischpoke sollte ganz genau verfolgen wie das in dieser Sache losgeht. Der Kessel erreicht langsam aber sicher seinen Berstpunkt.

     

    Dann werden euch auch keine Personenschützer mehr rausholen.

  • MM
    Müller Marcel

    Ein bisschen Mathematik für Anfänger:

    Wie breit war der Tunnel? Ca. 20 m (ungefähr 40 Menschen in einer Reihe nebeneinander).

    Wie viele Reihen können pro Sekunde passieren?

    Ca. 2 Reihen.

    Wie viele Besucher waren auf der Party? Ca. 1.400.000!

    Wie viel Zeit vergeht bis alle Besucher den Tunnel passiert haben (nur in eine Richtung)?

    Lösung (idealisiert):

    1.4 Mio. Besucher / 40 Menschen / 2 Reihen = 17.500 s (ca. 5 Stunden!!!)

    Jetzt möchte ich gerne wissen, welcher „Held“ aus Duisburg die Party geplant bzw. genehmigt hat.

  • B
    Bärliner

    Es ist erschütternd!

    Dort auf der Loveparade ist eine Tragödie und Katastrophe passiert, die absolut vermeidbar gewesen wäre! Und zwar hätten die Verantwortlichen der Stadt Duisburg dem Veranstalter dieses für 1,4 Millionen Menschen viel zu kleine Gelände ohne seitliche Auslaufflächen nicht zur Verfügung stellen dürfen! Der Veranstalter selbst hätte sehen können, dass das nicht gut gehen kann! Es gab unübersehbar zahlreiche Bedenken im Vorfeld, auch öffentlich im Internet einsehbar! Das Konzept die Menschen dort von beiden Seiten des Tunnels zugleich hereinzuführen ist Irrsinn gewesen, da dadurch niemand vom Gelände herunterkam und es immer voller wurde. Die Menschen, die die Treppe dort hochgeklettert sind, sind eben NICHT an der Panik Schuld! Sie hatten gar keine andere Möglichkeit als das zu tun, denn unten vor dem Tunnel reichte der Platz nicht aus! Die Menschen hatten nur die Wahl sich unten zerquetschen zu lassen oder die Flucht über Treppe und Böschung anzutreten wie die Videos auf YouTube etc. eindeutig beweisen! Die Pressekonfrerenz gestern war für alle unerträglich! Keiner der Verantwortlichen wollte sich seine Schuld eingestehen! Ich war früher selber dreimal in Berlin auf der Loveparade und bei uns war immer genug Platz im Tiergarten, um zur Seite auszuweichen, wenn es voll wurde! Das habe ich damals auch getan! Da gab es nie Probleme!

     

    Ich verneige mich in tiefer Betroffenheit vor den 19 Opfern dieses Events!

  • K
    killerwal

    @ josef riga:

    Oh geistige Armut! Prähistorische Moralvorstellungen wie Ihre braucht die Welt nicht. Hier sind Menschen gestorben, da wäre Trauer oder Beileid angesagt, nicht bildungsbürgerlich verbrämter alttestamentarischer Spott!

    Thema verfehlt, 6, setzen!

  • W
    Wolfgang

    Und wieder ermittelt die Staatsanwalt. Es wird nichts dabei herauskommen, das Verfahren wird eingestellt.

    Wetten, dass..????

  • UN
    Und nun?

    Da sind noch vielmehr verantwortlich. Es gibt eine Menge Menschen im Hintergrund die unheimlichen Druck auf die Lokalpolitik ausgeübt haben. Sie stehen für die RUHR.2010 GmbH. Pleitgen, Gorny etc.

    Kann man alles recherchieren.

  • JR
    Josef Riga

    Oh, Du arme deutsche Gesellschaft der Sozialversicherungsausweisträger. Da möchtest Du ein bacchantisches Fest der Sinnenfreude und der orgiasitischen Raserei feiern und dann regst Du Dich darüber auf, dass die Gewalten der Unterwelt ihre Opfer wollen? Ihr wollt Orgien feiern - aber das Deutsche Rote Kreuz soll bitte am Strassenrand stehen, damit niemand ein Häarchen gekrümmt wird. Armer Dionysos, armer Pan.

  • M
    Mathe

    WAHNSINN!!!! Hat denn in Disburg niemand einfach mal folgende Rechnung gemacht: : 600.000 Besucher ( Konservative Annahme, waere ja schon eine Halbierung des letztjaehrigen Andrangs waere) gehen ueber 4 Stunden verteilt ueber eine 15m breiten Zugang ohne irgendwelche Fluchmoeglichkeiten (20 meter Tunnelbreite minus 5 meter fuer die, die wieder rauswollen), d.h. da muessen pro Minute 2.000 Menschen in den Tunnel rein, d.h. pro Meter Tunnelbreite 166 Menschen pro Minute. Da muss man doch kein Sicherheitsexperte sein, um zu der Erkenntnis zu kommen, dass das hoechst fahrlaessig ist. Faktoren wie temporaere peaks, betrunkene Besucher etc. mal ganz ausser Acht gelassen...

     

    Beileid an die Angehoerigen...

  • DK
    Dr. Karotte

    Total krass - da reicht doch schon ein einziger Blick in Google Earth auf das Gelaende und die Zufahrtsstrasse, wie sollen da diese Menschenmassen abgefertigt werden? Da muss ich kein Sicherheitsexperte sein...Frage (und keine relativierung des Ungluecks:) Wenn's nicht am Nachmittag schon gekracht haette und damit das Event quasi "schleichend" ueber mehrere Stunden beendet worden waere, was waere dann erst am Ende zu erwarten gewesen??? Oder haette es dann mehrere Ausgaenge gegeben?

  • T
    Thorsten

    War es eigentlich angemessen von Merkel

    am nächsten Tag im weißen Blazer gut gelaunt

    bei den Bayreuther Festspielen aufzulaufen?

     

    Hätten es mehr Tote sein müssen,

    oder Leute einer anderen Schicht,

    oder andere Umstände,

    bevor sie schwarz getragen oder abgesagt hätte?

     

    Kanzlerin aller Deutschen?

     

    "Ich bin der erste Diener meines Staats",

    sagte mal einer, der nicht demokratisch gewählt war.

     

    Zu dem Bedauern und dem Mitleid

    mischt sich Verständnislosigkeit über die Leute,

    die eigentlich dem Volk dienen sollten.

     

    Da wird selektiert, wer Trauer wert ist und wer nicht.

     

    Kann aber auch sein, ich irre mich.

  • B
    Barbara

    Jede Konzerthalle muss für ausreichend Notausgänge sorgen und der Kartenverkauf für Konzerte ist auf die zulässige Personenzahl beschränkt. Dieser verriegelte Hexenkessel in Duisburg war Anlass dafür das die Menschen eingepfercht und wie Vieh zusammen getrieben wurden.

     

    Die Kritik an den Verantwortlichen kann gar nicht hart genug sein. Allerdings sollte man dabei auch die nicht vergessen, die ihnen das raffen von Geld und Macht vorgemacht haben.

    Seit vielen Jahren bauen sich die Verantwortlichen in Deutschland ihre eigene Arche Noah, während das Volk ab säuft. Das ist scheinbar ein Freifahrt-schein für jeden der es zu nutzen weiß.

     

    In solchen Momenten kann man nur bedauern das man sich nicht im Mittelalter befindet. Verbrecher wurden an den Pranger gestellt, beschimpft und mit Steinen und Dreck beworfen. Heutzutage bekommen sie warscheinlich eine Abfindung.

  • SA
    Security aD

    Ich habe viele Jahre lang für Argo-Mama Concerts bei Großveranstaltungen wie Rock im Park / Nürnberg als Security gearbeitet. 1991 habe ich während der Pepsi-Tour von Tina Turner und Joe Cocker gegen den Widerstand der Polizei (die hatten ausserhalb des Geländes das Sagen) die Absperrungen geöffnet und ca 7500 Menschen ohne Kartenkontrollen auf das Konzertgelände gelassen. Warum?

    Ich sah, dass der Druck der zum Einlass drängenden Massen auf die Menschen die direkt an den Einlasskontroll-Gittern standen so groß geworden war, dass ich ihre Sicherheit nicht mehr garantieren konnte. Ich ersuchte die Polizei mehrfach das sie, um den ersten Einlaß zu entlasten, die Massen zu einen der anderen Eingängen umleiten. Dies wurde - wegen "nicht Zuständig" verweigert.

    Selbst als die vor dem Einlass stehenden Vorverkaufskassen (in Form von Pepsi-Dosen) umfielen und von den Massen zerdrückt worden verweigerte man den Einsatz.

    Um zu verhindern, dass den Menschen an den Einlass-Absperrungen die Knochen brechen, habe ich diesen Einlass geöffnet und ca. 7500 Besucher ohne Eintrittskarte und Waffenkontrolle eingelassen. (Kartenpreis ca. 75,-DM)

    Der Veranstalter meinte dann, ich würde ihm eine halbe Million DM schulden.

    Ich sagte Ihm, wohin er sich seine Rechnung stecken könne.

     

    Das kann ein Polizist nicht...

     

    Merke:

    Verantwortung tragen ist leicht,- solange nicht passiert ist-

    Verantwortung übernehmen, damit Nichts passiert - dafür fehlt den Meisten das Rückrad

  • J
    Jarama

    Ich bin niemand, der bei Unglücken immer gleich den "Schuldigen" sucht. Häufig ist es einfach eine Verkettung von vielen unglücklichen Umständen und niemand trägt wirklich die Schuld. In diesem Fall, scheint es mir aber anders auszusehen. Besonders die Warnungen in Internetforen machen stutzig. Wenn ein Kommentator schreibt, dass er die Toten schon vor sich sieht, dann ist das mehr als die übliche Internet-Übertreibung. Das macht schon deutlich, wie eklatant die Sicherheitsmängel gewesen sein müssen.

    Mein Mitglied gilt den Hinterbliebenen und mein Zorn richtet sich gegen die Veranstalter und alle diejenigen, die trotz der Kenntnis der Gegebenheiten die Veranstaltung so haben durchführen lassen.

     

    @Jana Sommer: Was soll dieser Beitrag denn bitte schön? Weil Sie CDU Mitglied sind, wollen Sie den CDU-Bürgermeister aus der Schußlinie haben und lieber einen SPDler nach vorne schieben, der seit...äh...einer Woche im Amt ist? Der soll also (mit-)verantwortlich sein für die Katastrophe? Vielleicht verstehe ich ihren Beitrag ja auch völlig falsch, aber mir erscheint er gerade als ein ungemein billiger Versuch irgendwelche parteipolitischen Spielchen zu veranstalten.

  • IN
    Ihr Namejosys

    Und die Teilnehmer, sind die nicht verantwortlich? haben die alle das Hirn ausgeschaltet. Kein Zugang, kein Platz, egal, Party und die andern werden´s schon richten! Lächerlich. Wie die Lemmige, das debile Ich in die Menge zwingend,koste es was es wolle! Die Welt mit sich vollmachend und triebig losmarschiert. Tödlicher Fanatismus einer synchronisierten Masse! So was blödes aber auch! Beileid allen Opfern und auch denen, die man jetzt hervorzieht und für schuldig befindet, um von der eigenen zweifelhaften Verstandesfähigkeit abzulenken. SCHEI?E DAS!

  • 3
    3mk

    Die Loveparade ist tot, die Verantwortlichen erleben ihr "Sound Zero". Es lebe Dr. Motte.

  • LV
    Lothar von der Ems

    Totentanz statt Loveparade. Das ist das Ende dieser Unkultur. Das ganze ist schlicht eine Katastrophe, leider eine vermeidbare!

  • T
    Thostra

    "Der Panikforscher Michael Schreckenberg, der in die Planung der Loveparade einbezogen war, bekannte: "Wir haben gewarnt, aber wir hätten vielleicht stärker warnen müssen." Das Sicherheitskonzept sei von maximal 500.000 Besuchern ausgegangen - verteilt über die Stadt. Der Tunnel, an dessen Rampe die meisten Menschen starben, habe aber nur eine Kapazität von 20.000 Menschen pro Stunde. Bis zu 250 000.Raver sollten durch dieses Nadelöhr auf das Gelände geschleust werden - und wieder runter." (Zitat: stern.de)

     

    250.000 Menschen bei einer Kapazität der Zuwegung von 20.000 Menschen pro Stunde: Es dauert dann 12 1/2 Stunden bis der Letzte drin ist! Und weitere 12 1/2Std. zum Verlassen! Hat Michael Schreckenberg Panikforschung am lebenden Objekt betrieben? Oder kann er nicht rechnen?!! Allein 105.000 Bahnreisende hätten mehr als fünf Stunden benötigt ....

  • D
    Daniel

    Ich Zitiere den Artikel:

    Ob die Polizei erst vor oder nach der tödlichen Enge im Tunnel einen zweiten Zugang öffnete? Schmeling kann es nicht sagen. Stattdessen ergeht sich Duisburgs zweithöchster Polizist in Floskeln: "Ich kann nicht belegen, dass die Polizei den Zugang gesperrt hat"

     

    Ich zitiere Herrn Schmeling auf der PK:

    Die Polizei hat schon, bevor es zu den Todesereignissen kam,eine zweite Zugangsrampe geöffnet, damit der Druck auf diese eine Zugangsrampe entlastet wird. Das ist eine Feststellung, die ich belegen kann.

     

    Ich will nicht behaupten, daß er das wirklich belegen kann, aber vielleicht sollten Sie das Material sichten, über das Sie schreiben.

  • G
    GreenSpam

    @Jana Sommer

     

    Ja, die Landesregierung hat nix damit zu tun! Veranstaltungen werden bei städtischen Behörden angemeldet, von diesen mit Auflagen bedacht bzw. von ihnen unterstützt usw.

     

    Als Innenminister kann er bestenfalls Gesetzesvorschläge zum Versammlungsgesetz einbringen, die derlei Fahrlässigkeit bei Stadt und Veranstalter a) härter ahndet oder b) von Hause solche Veranstaltungen besser planen lässt!

  • G
    genervt

    die taz geht mir so auf den sack. im nachhinein große töne zu spucken kotzt mich so an!

  • M
    mike

    Keiner weiß etwas Genaues. Aber alle plappern drauf los.

     

    Da werden Individuen nach oben gespült, die detailliert in die TV-Kamera hinein beschreiben, beschrieben, wie alles begann, wie alles kam und dass man das ja vorher schon gewusst hat. Berühmt für einen Tag.

     

    Das Internet wird nach ansprechendem Material durchforstet - und das wird über den Sender verbreitet.

     

    Vielleicht sollte man erst mal warten, bis einige Details feststehen. Und erst dann Schuldige benennen.

     

    Die sogenannten Journalisten auf der PK am Sonntag geiferten geradezu um die Wette, waren empört, dass sie keinen Schuldigen zum Köpfen präsentiert bekamen - und bezeichneten das dann als "Verstecken hinter der Staatsanwaltschaft". Widerliche Mischpoke.

  • P
    peter

    die aussagen der veranstalter und der polizei grenzen schon an hohn gegenüber den verunglückten. wenn sogar menschen, die sich nicht in der organisation splcher großveranstaltungen auskennen, monate im vorraus eine katastrophe prophezeien, kann dies den veranstaltern gar nicht unbekannt geblieben sein. aber der profit winkt und deshalb wird sowas durchgezogen. diese menschen gehören alle eingesperrt!!!

  • GB
    Georges Bataille

    Jeder, der solche Aufnahmen sieht, wird wissen, dass alles, was auf der Pressekonferenz gesagt wurde, totaler Unsinn ist:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=0gHa1_BFpJQ

     

    Man sollte den Leitern und dem OB sowie diversen Polizeimitgliedern zwingen, in der Öffentlichkeit diese Videos anzusehen!

  • H
    HamburgerX

    @Name: Aber an welcher Stelle ist das genau? Wird dort der "Nachschub" blockiert? Das ist jedenfalls nicht der Tunnellücken-Bereich an dem die Panik ausbrach (vgl. auch Plakate).

     

    Auch ist misteriös, warum so viele Menschen von der an sich nicht überfüllten Brücke/Treppe heruntergefallen sind. Ein Geländer hatte sie.

  • S
    Sven

    Jeder Tote bringt Quote, jede Quote bringt Geld. Und deshalb sieht die ganze Welt, das, was sie sehen sollen will. Fassungslos sitzen wir da, schütteln die Köpfe und sehen im Anschitt die geflochtenen Zöpfe der toten Marie.

     

    Ich wünsche mir von der TAZ, dass sie diesem Drama nicht zu viel Platz einräumt und es richtig einzuordnen weiß.

  • A
    Atan

    Viel schlimmer: nicht nur das "social web" wusste von der heraufziehenden Katastrophe, die WAZ hat Tage vorher alle Verantwortlichen interviewt, nach den Risiken befragt und dann getitelt: "Loveparade wird zum Tanz auf dem Drahtseil."

    Die Verantwortlichen kannten die Risiken und beschlossen, sie zu ignorieren. Ihr Schönreden der Gefahr ist schiefgegangen und sollten sie die Konsequenzen ihre Handelns tragen.

  • J
    Jan

    Luft im Tunnel

     

    Ich bitte die nachfolgende Berechnung nicht zynisch zu sehen, mit tut jede® Einzelne, die/der verletzt oder getötet wurde unendlich leid.

     

    Was ich an Fakten im Netz gefunden habe:

    120 x 20 m ist der Tunnel lang,

    60'000 Menschen pro Sunde, also 1'000 pro Minute gehen da durch.

    Der offiziell zugestandene Platz war 0,5cm² pro Mensch, m.E. waren es den Bildern nach etwa 0,25m² (wobei sogar 50 auf 50 cm wahrscheinlich noch zu üppig gerechnet sind)

    Also befanden sich auf der Strecke von 120m

    120 x 20 / 0,25 = 9'600 bis 10'000 Menschen im Tunnel.

     

    Hausbesitzer und Berteiber von klassischen Konzerten rechnen mit 200W Wärmeabstrahlung pro Mensch (dieser Wert ist zwar für den Ruhezustand, aber ich nehme in mal) d.h. im Tunnel haben die Menschen etwa 200W x 10'000, also etwa 2MW Wärme abgegeben.

    Daß die Luft stickig und heiß war, ist dadurch klar, Tunnewände reflektieren die Hitze nicht erst bei Bränden.

     

    Wenn 10'000 Menschen im Tunnel sind, und 1'000 pro Minute durchgeschleust wurden, wäre die theoretische Aufenthaltsdauer 10 Minuten

    (es ist mir klar, daß dieser Wert in der Realität zu niedrig ist, aber ich nehme ihn, da ich nichts Genaueres habe)

     

    Luft enhält etwa 21% Sauerstoff. Da Co2 schwerer ist als Luft, bildet sich ein CO2-Teppich, der durch die laufenden Menschen teilweise aufgewirbelt und teilweise aus dem Tunnel mit abtransportiert wird.

    Genauso sieht es mit der sauerstoffhaltigen Luft über den Köpfen aus, der einzige Austausch ensteht durch die Bewegung der Menschen.

    Es gibt unterschiedliche Bilder im Netz von diesem Tunnel, bzw. der Unterführung:

    Mal ist er nach oben gewölbt, mal rechteckig wie ein Straßentunnel.

     

    ich nehme mal an, daß jeder Mensch im Schnitt 1,5m Raum nach oben hat und um sich herum die Hälfte des Raumes ausfüllt:

    120m x 20m x 1,5m = 3'600m³ über den Köpfen bzw.

    120m x 20m x1,8m /2 = 2'160 m³ Luft um die Menschen herum

    Also etwa 5'000 m³ Atemluft im Tunnel.

    5'000m³ Frischluft enthalten etwa 21% Sauerstoff also etwa 1'050 m³ oder 1'050'000 Liter.

    Menschen verbrauchen ca. 400-500ml Sauerstoff pro Minute im Ruhezustand, bei 10'000 Menschen sind das etwa 4'000-5'000 Liter pro Minute. D.h. der Sauerstoffgehalt sinkt pro Minute um etwa 0,4% ist also nach den 10 Minuten im Tunnel etwa 17%.

     

     

    Meine Basiswerte sind definiv falsch, ich alle Zahlen zu gutmütig gerechnet, die Realität sah noch viel schlimmer aus:

    - weniger Platz im Tunnel (= mehr Menschen, weniger Luft, mehr Wärme)

    - Weniger Luft über den Köpfen

    - ich habe überall ruhende und ausgeglichene Menschen recherchiert, der effktive Grundumsatz dürfte um einiges höher liegen.

    - Streß und Angst habe ich da noch garnicht mit einbezogen

     

    Daß bei einem so geringen Sauerstoffgehalt nur "individuelle Schwächen" (Oberbürgermeister Sauerland) aufteten, ist erstaunlich, eigentlich schwächelt da jeder.

    Ein tolles "stichhaltiges Sicherheitskonzept", daß jemand mit Internetzugang und Taschenrechner in ein paar Minuten zum Hohn werden lassen kann.

     

    Wer genauere Zahlen hat, möge mich eines Besseren belehren.

  • N
    Name

    "Ich kann nicht belegen, dass die Polizei den Zugang gesperrt hat", erklärt er.

     

    Dazu kann man nur Folgendes zeigen:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=v1MdzlWmVeI

     

    Schlimm genug, dass es überhaupt dazu gekommen ist, aber diese Reaktion ist wirklich die Spitze an Verantwortungslosigkeit!

     

    Mein Beileid gilt allen Angehörigen.

  • S
    Seim

    Wenn eine klamme Stadt Geld in die Kassen spülen möchte, hat man weniger Bedenken mit Menschenmassen als um die Menschenmassen selber.

     

    Es sollte sich jeder die Pressemitteilung auf WDR ansehen. Erschütternd.

  • C
    coll

    Eine "Not-Treppe" im einzigen Zugangsbereich, von der Flüchtende dann in den Tod stürzen müssen? Es wird immer schlimmer.

  • JS
    Jana Sommer

    So ganz nebenbei: Der Innen- und Kommunalminister Ralf Jäger ist Vorsitzender der SPD in Duisburg. Er ist also als Innenminister, als Wahlkreisabgeordneter und als örtliche "SPD-Größe" direkt betroffen. Wo war er denn bei der Pressekonferenz? Hat die Landesregierung denn gar nichts mit diesem Großereignis zu tun und sind allein die Duisburger Lokalpolitiker/Dezernenten/Polizisten für die Katastrophe verantwortlich?