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■ DFB-PokalKastanien aus dem Feuer geholt

Am Anfang war es eine Kastanie, am Ende gar zwei. Symbolisch überreichte der Vorstand von Borussia Mönchengladbach nach der Pokal-Neuauflage den Trainern Winfried Schäfer und Bernd Krauss je ein Exemplar des Streitobjektes zur allgemeinen Besänftigung. Sportlich beendete Gladbachs Thomas Kastenmaier (80.) mit einem wunderschönen Tor im neutralen Düsseldorfer Rheinstadion gegen den Karlsruher SC die leidige Kastanien-Affäre: 1:0 für die Borussen.

Am 11. September hatte ein Fan eine Kastanie gegen KSC-Torwart Oliver Kahn als Wurfgeschoß mißbraucht. Nach einem Protest-Hickhack der unfeinen Art wurde das damalige Ergebnis (5:3 nach Verlängerung) annulliert, das Duell der dritten Runde neu angesetzt. Sieger Gladbach genießt in der „Hängepartie“ des Achtelfinales gegen den 1. FC Kaiserslautern erneut Heimrecht. „Wir werden das Treffen auf jeden Fall auf dem Bökelberg austragen“, erklärte Borussen-Manager Rolf Rüßmann, „obwohl es uns im größeren Rheinstadion gut gefallen hat.“ Gespielt werden soll in der zweiten November-Woche.

30.000 Zuschauer bescherten den beiden Kontrahenten nach Abzug aller Kosten und einer Abgabe von zehn Prozent an den Deutschen Fußball-Bund je 100.000 Mark Reingewinn. „Obwohl wir davon 10.000 Mark Strafe zahlen müssen, könnten wir nun jede Menge Kastanien kaufen“, ulkte Rüßmann erleichtert, „aber wir werden den Teufel tun.“ Am Bökelberg dürfe nach neun Vorfällen in den letzten acht Jahren überhaupt nichts mehr geworfen werden, „sonst gehen die gegnerischen Mannschaften einfach vom Feld“.

Ganz ohne Krach ging's beim KSC nicht ab. Nach einem Disput mit Manfred Bender (82.) wechselte Trainer Schäfer seinen neben Kahn besten Mann kurzerhand aus. Schäfer grollte noch aus anderem Grund: „Es war fast unverschämt, wie widerstandslos der Kastenmaier zum Tor gekommen ist.“ Kollege Krauss klärte auf: „Kastenmaier spielt immer zwischen Genie und Wahnsinn.“

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