Karstadt-TV

■ „Glückliche Reise: Rio“, 6.1., Pro7

Pro7 hat seine erste eigene (dreiteilige) Fernsehserie produziert. Weil uns die aufregenden Geschichten rund um das Traumschiff schon vor vielen Jahren erzählt wurden, entschied man sich für das Flugzeug: Glückliche Reise. Deshalb fliegt uns der Pilot(-film) abendfüllend zum Karneval nach Rio. Freundlicherweise will uns der Sender nicht vor den Kopf stoßen und bringt sattsam Bekanntes: drei Schauspieler aus der Schwarzwaldklinik, Sabine Kaak- Drombusch und entsprechend bekanntes Personal. Auch die Geschichten stürzen uns nicht in unbekannte TV-Welten. Mutter, todkrank, möchte noch einmal mit ihrem Sohn eine Weltreise machen. Doch dann stellt sich heraus: Sie ist kerngesund, wollte nur mehr Aufmerksamkeit. „Das hättest du nicht machen dürfen, Mutter. Ich gehe jetzt in die Bar.“ Er betrinkt sich — Männer sind so.

Durch Ideenreichtum befremdet auch nicht die Intrige gegen den Flugkapitän. Geführt wird sie vom Kopiloten, der seine Freundin zur Mithilfe anstiftet. Wer noch nie eine deutsche Serie sah, wird aus dem Staunen nicht herauskommen, wenn der Flugkapitän und die Freundin des Kopiloten zueinander finden. Sehr überraschend erfahren wir dann aber vom harten Schicksal des Reiseleiters. Aus heiterem blauen Himmel wird er mit seinem Sohn konfrontiert, den er hier acht Jahre zuvor mit einer Brasilianerin zeugte. Warum hat sie es ihm nie geschrieben? „Ich wollte dich nicht damit belasten.“ So sind sie, die Frauen. Doch dann wird aufgedeckt: Es ist gar nicht sein Kind. Aha, „so“ sind sie also, die Frauen. Der Reiseleiter aber, der steckt's locker weg. Männer sind eben so. Im eingeschobenen Werbeblock weist Karstadt dann darauf hin, daß wir die „glückliche Reise“ auch in Echt buchen können.

Wer bösartig ist, mag Pro7 unterstellen, der Sender buhle um Einschaltquoten und kopiere deshalb ein Erfolgsrezept. Aber der Vorwurf ist nicht haltbar. Wer übernimmt schon ein mehr als ein Jahrzehnt altes Konzept, um in der heftig bewegten Medienlandschaft zu überleben, anstatt sich ein eigenes Profil zu geben?

Für die nächste Pro7-Eigenproduktion schlage ich Die traumhaft- glückliche Straßenbahn vor. Klaus- Jürgen Wussow soll als Schaffner der uneheliche Sohn von Witta Pohl sein, die ihrem todkranken Neffen Günther Strack gesteht, daß ihre adoptierte Tochter Helga Beimer ein Verhältnis mit dem Fahrkartenkontrolleur Sascha Hehn hat. Geschichten, die das Leben schreibt. Achim Becker