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Archiv-Artikel

Karmann streicht jede dritte Stelle

Bis Herbst 2008 sollen beim Osnabrücker Autobauer 1.770 Arbeitsplätze wegfallen

OSNABRÜCK dpa ■ Karmann steht vor drastischen Einschnitten: Das Unternehmen streicht in Deutschland rund ein Drittel seiner 5.000 Stellen und schließt auch eine Aufgabe des Fahrzeugbaus nicht mehr aus. 1.770 Arbeitsplätze sollen bis Herbst 2008 an den Traditionsstandorten Osnabrück und Rheine wegfallen. „Es gibt einfach keine Aufträge im Komplettfahrzeugbau“, sagte ein Unternehmenssprecher am Montag. Weltweit hat Karmann 7.000 Beschäftigte. Bereits im vergangenen Jahr waren wegen einer Auftragskrise 700 Jobs gestrichen worden.

Im westfälischen Rheine sollen in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres rund 900 der 1.000 Arbeitsplätze wegfallen. Innerhalb der kommenden zwölf Monate sollen zudem am Hauptsitz Osnabrück 870 der dortigen 4.000 Stellen gestrichen werden. In den ausländischen Karmann-Werken sind keine Streichungen geplant. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sagte Unterstützung zu. Der niedersächsische IG-Metall-Bezirkschef Hartmut Meine bezeichnete die Lage bei Karmann als „dramatisch“.

Für 2009 schließt das Unternehmen, das mit dem legendären Karmann Ghia und als Hersteller des VW Käfer Cabriolets Weltruf errungen hatte, auch eine komplette Aufgabe des Unternehmensbereichs Fahrzeugbau nicht aus. Sollte sich die Unternehmensleitung Mitte nächsten Jahres wegen anhaltender Auftragsflaute zu diesem Schritt entschließen, müssten weitere rund 800 Karmann-Mitarbeiter gehen. Nach Angaben des Sprechers der Karmann-Geschäftsführung, Peter Harbig, würden in diesem Fall noch einmal 35 bis 40 Prozent Umsatz wegbrechen. Karmann baut neben Komplettfahrzeugen wie etwa Chrysler Crossfire oder Mercedes CLK im Auftrag der Markenhersteller vor allem auch Dachsysteme für Cabrios. Während die Dachsystem-Fertigung stark wächst, habe es für Komplettfahrzeuge seit Jahren keine neuen Aufträge mehr gegeben. „Seit fünf Jahren haben die Autohersteller keine Aufträge mehr an Fremdfirmen gegeben“, sagte Harbig.

Im Geschäftsjahr 2006 machte der Autobauer einen Umsatz von 1,9 Milliarden Euro, für das Jahr 2007 hatte Geschäftsführer Harbig einen Einbruch auf 1,4 Milliarden Euro angekündigt.