Karl Lauterbach beim taz lab: Weltweite Pandemie-Feuerwehr

Karl Lauterbach spricht auf dem taz lab über Pandemiebekämpfung und den Einfluss digitaler Verwirrung auf die Krisenpolitik.

karl lauterbach und jan feddersen im taz lab studio

Karl Lauterbach arbeitet an einer weltweiten Strategie zur Bekämpfung von Pandemien Foto: Anke Peters

taz lab, 01.05.2022 | Für Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist die Pandemiebekämpfung noch lange nicht abgeschlossen. In einem Gespräch mit Jan Feddersen spricht er über Maßnahmen, um das Coronavirus weiter einzudämmen.

Im Sommer möchte er daran arbeiten, die Impflücke weiter zu schließen. Er nimmt dafür die Bevölkerung in Verantwortung: Kreative Impfkampagnen sollen es richten – wie diese genau aussehen sollen, bleibt offen.

Aktuell widmet sich Lauterbach der Entwicklung einer Strategie, die weltweit eine schnelle Reaktion auf folgende Pandemien möglich machen soll. So soll eine „weltumspannende Feuerwehr in Pandemiesituationen“ errichtet werden.

Dafür arbeitet er mit Expert:innen aus der ganzen Welt zusammen. Ziele sind unter anderem die Entwicklung eines Konzeptes, das die Produktion eines Impfstoffes in 100 Tagen möglich machen soll, sowie die Investition in Impfstoffentwickler:innen in ärmeren Ländern. Gerade dort müsse es möglich sein, Impfstoffe unabhängig, schnell und günstig zu produzieren.

Lauterbach kommt auch auf die Milliarden zu sprechen, die in die Impfstoffentwicklung investiert werden. Im Zuge dessen bemerkt er, dass es aber nichts bringt, diese großen Summen auszugeben, wenn Impfstoffe am Ende im Internet diskreditiert, diffamiert und schließlich von der Bevölkerung schlecht angenommen werden.

Endlich Totimpfstoff – aber keine freiwilligen Arme

Als Beispiel führt er hier den Totimpfstoff an, der, nachdem er in Deutschland freigegeben wurde, im Internet in kürzester Zeit verrufen wurde. Dies sieht Lauterbach als Ursache dafür, weshalb sich am Ende nur so wenige wirklich mit dem Totimpfstoff impfen lassen wollten.

„Dann geben wir die Milliarden aus und haben trotzdem keinen Erfolg.“ schließt Lauterbach trocken. Die Verhinderung solcher Beiträge im Internet wäre allerdings auch das Ende des freien Netzes.

Hinzu komme, dass durch feindliche Beiträge im Internet viele Wissenschaftler:innen und Politiker:innen eingeschüchtert wurden. Lauterbach kritisiert, dass an Diskursen dieser Art auch Qualitätszeitungen beteiligt seien und plädiert dafür, dass sich diese stärker von den „überdrehten Geschichten“ abgrenzen müssen.

Eine Prise pauschalisierende Medienkritik

Lauterbach meint, dass das Netz auch in Bezug auf den Ukraine Krieg die Bewältigung von Krisen erschwere. Durch die Vermehrung von teils voyeuristischen Fotos in der Berichterstattung über den Ukraine Krieg, komme die Beschreibung des Geschehens durch eine Analyse zu kurz.

Bilder sollten nur verwendet werden, solange sie notwendig sind, um etwas zu belegen oder journalistisch darzustellen. So zum Beispiel die Aufnahmen des Vorrückens der russischen Armee in Butscha, welche die Darstellung des Angriffs seitens der russischen Propaganda klar widerlegen.

Abschließend sagt Lauterbach aber auch, dass in Deutschland ein größtenteils verantwortungsvoller Umgang mit Kriegsfotos aus der Ukraine herrscht.

Nicht erst nebenbei markierte er, wie stark die Gesundheitspolitik derzeit ausgelastet ist und, dass deshalb ein für Manche entscheidendes Thema warten muss: „Die Cannabis-Legalisierung wird kommen. Aber nicht in diesem Jahr.

Ein Text von Franka Höfler aus unserem taz-lab-Blogger:innenteam.