: Kardinal verhandelt mit "Recontras"
■ Weitere Geiseln in Nicaragua freigelassen / Präsidentin Chamorro lehnt "Recontra"-Forderung nach dem Rücktritt von Armeechef Humberto Ortega ab / Daniel Ortega verhandelt mit "Recompas"
Managua (AFP) – Bei den beiden Entführungen in Nicaragua hat sich bis in die Nacht zum Dienstag (Ortszeit) weiterhin keine Lösung abgezeichnet. Als neuer Vermittler wollte Kardinal Miguel Obando y Bravo gestern in den Norden des Landes reisen, um mit dem Kommando rechtsgerichteter „Recontras“ (wiederbewaffnete Rebellen) über die Freilassung ihrer Geiseln zu verhandeln.
Kardinal Obando zeigte sich vor seiner Abreise nach Quilali, wo er mit dem Recontra-Kommandanten Talavera verhandeln wollte, optimistisch, daß eine Lösung gefunden werden könne. Er erwarte, daß „guter Wille“ auf allen Seiten bestehe, die Entführung ohne Blutvergießen zu beenden.
Der Kardinal war von Präsidialamtsminister Antonio Lacayo, dem ehemaligen sandinistischen Präsidenten Daniel Ortega und dem Führer des rechtsgerichteten UNO-Bündnisses, Eduardo Rivas, gebeten worden, als Vermittler zu fungieren. Präsidentin Violeta Chamorro lehnt es jedoch ab, auf die Forderung der Recontras nach Entlassung von Armeechef Humberto Ortega, dem Bruder Daniel Ortegas, einzugehen.
Recontra-Chef Talavera erneuerte unterdessen allerdings seine Rücktrittsforderung. Am Montag abend hatte er als „Zeichen des guten Willens“ erneut zwei Geiseln auf freien Fuß gesetzt, nachdem er am Vortag bereits zwanzig Personen freigelassen hatte. Damit befanden sich in der Nacht zum Dienstag noch 16 Geiseln in der Gewalt der Recontras.
Das Kommando der „Recompas“ (ehemalige Soldaten der sandinistischen Armee) am Sitz der konservativen Parteienkoalition „UNO“ ließ seinerseits drei weitere Geiseln frei und hielt danach noch etwa dreißig Personen fest, darunter Vizepräsident Virgilio Godoy.
Insgesamt ließen die Recompas damit 19 Geiseln frei. In ihrer Gewalt befanden sich weiterhin neben Vizepräsident Godoy auch der ehemalige Parlamentspräsident Alfredo Cesar sowie neun Journalisten. Daniel Ortega wollte seinerseits gestern mit dem Kommando von Recompas am „UNO“-Sitz verhandeln.
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