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Kanone gegen Dissidenten

■ Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Fund auf iranischem Schiff. Regimegegner vermuten Anschlag

Berlin (taz) – Mit einer archaisch anmutenden Superkanone machen iranische Geheimdienstler angeblich Jagd auf Dissidenten. Zwei in Antwerpen und Bagdad beschlagnahmte Waffen sollten möglicherweise die beiden Führer des „Nationalen Widerstandsrates Iran“, Massud Radschavi und seine Frau Mariam, ins Jenseits befördern.

Das 32 Zentimeter dicke, aber nur 80 Zentimeter lange Geschütz besteht aus Rohren, Deckeln, Sprengstoff und Zündern. Ein daraus abgefeuertes Geschoß flöge maximal 600 Meter, könnte aber ein ganzes Haus zerstören.

Eine Kanone wurde zusammen mit passenden Granaten im März unter eingelegten Gurken und Knoblauchzehen vom belgischen Zoll auf einem iranischen Frachter im Hafen von Antwerpen entdeckt. Empfänger war ein iranischer Gemüsehändler in München – die dortige Staatsanwaltschaft ermittelt.

Das zweite Exemplar entdeckten irakische Militärs kürzlich in einem Copyshop direkt gegenüber dem Hauptquartier des „Nationalen Widerstandsrates“ in Bagdad. Während die Fahnder des bayrischen Landeskriminalamtes noch rätseln, wo die Antwerpener Kanone zum Einsatz kommen sollte, ist für die vom Irak unterstützten iranischen Oppositionellen die Sache klar: Mit der Waffe sollte das streng bewachte Haus der bei Paris lebenden Mariam Radschavi in die Luft gebombt werden. taud Seite 5

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