Kampf um Kobane: IS holt Verstärkung
Kämpfer des Islamischen Staates gehen massiv gegen die kurdischen Einheiten in der türkisch-syrischen Grenzstadt vor. Türkeis Präsident Erdogan droht dem IS.
MURSITPINAR/ISTANBUL/BERLIN rtr/dpa/taz | Die Spannungen an der Grenze der Türkei zu Syrien nehmen zu. Am Wochenende gingen türkische Sicherheitskräfte mit Tränengas und Wasserwerfern gegen wütende Demonstranten vor. Anlass der Proteste türkischer Kurden und Flüchtlingen aus Syrien war die Lage in der Stadt Kobane (arabisch Ain al-Arab) jenseits der Grenze, die nach wie vor von Kämpfern des Islamischen Staates (IS) eingekreist ist.
Die Kämpfe um Kobane konzentrierten sich am Sonntag kurdischen Angaben zufolge auf einen Hügel nahe der Stadt, dessen Einnahme dem IS einen ungehinderten Einfall in Kobane ermöglichen würde. Ein Übersetzer der kurdischen Partei PYD, die mit der türkisch-kurdischen PKK verbündet ist, sagte gegenüber Reuters, bisher sei es den Kurden zwar gelungen, die Einnahme des Hügels durch den IS zu verhindern. Die Islamisten gingen aber massiv mit Panzern und Granaten gegen die kurdischen Einheiten vor. Der Übersetzer ergänzte, die von den USA geführte Koalition gegen den IS habe in der Nacht ihre Luftangriffe gegen Extremistenstellungen fortgesetzt.
Die PKK-nahe Nachrichtenagentur Firat berichtete, die Dschihadisten hätten Verstärkung aus ihren Hochburgen in al-Rakka und Deir al-Sor im Kampf um Kobane hinzugezogen. Die Kurden hätten sich am Sonntag „Nahkampfgefechte“ mit der Miliz geliefert. Innerhalb der vergangenen 24 Stunden seien 86 IS-Extremisten getötet worden, auf Seiten der Kurden seien 16 Kämpfer ums Leben gekommen. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte zuvor berichtet, 16 IS-Extremisten und 11 kurdische Kämpfer seien bei Gefechten am Sonntag getötet worden.
In einem türkischen Dorf an der Grenze wurden Augenzeugen zufolge mindestens fünf Menschen durch Querschläger der Kämpfe in Syrien verletzt. Die Türkei hat bislang nicht in die Kämpfe eingegriffen, obwohl das Parlament in Ankara gerade erst grünes Licht für Militäreinsätze gegen den IS gegeben hat.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte indes an, er wolle die in Syrien stationierten türkischen Soldaten bei einem Angriff des IS mit militärischer Gewalt verteidigen. Die Streitkräfte würden nicht zögern, die Soldaten zu schützen, sagte Erdogan am Samstag. Erdogan bezifferte die Zahl der Soldaten, die an einem Mausoleum in Syrien eingesetzt sind, auf 40. Die Armee hatte bereits ihre Unterstützung zugesagt.
Das Mausoleum von Süleyman Shah, in dem die Türken den Großvater des ersten osmanischen Sultans sehen, liegt rund 30 Kilometer südlich von Kobane. Erdogan machte am Samstag erneut deutlich, dass die Türkei das Gelände als ihr Hoheitsgebiet betrachtet. Das Gebiet um das Mausoleum herum kontrolliert der IS.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links