Kampf der Kleinanzeigen-Giganten: Craigslist verklagt Ebay
Die US-Kleinanzeigenseite Craigslist zieht vor Gericht, weil sie sich von Anteilseigner Ebay ausspioniert fühlt. Eine Retourkutsche - denn das Auktionshaus hat gerade erst die Craigslist verklagt.
Die erfolgreichste US-Kleinanzeigenplattform Craigslist.com und das erfolgreiche Internet-Auktionshaus Ebay befinden sich nun im offenen Krieg miteinander: Vor gut drei Wochen hatte Ebay den Webpionierdienst Craigslist verklagt, weil der die Unternehmensbeteiligung des Auktionshauses unrechtmäßig herabgesetzt haben soll. Nun schlägt die Craigslist zurück und verklagt seinerseits Ebay. Der Vorwurf hier: Ebay soll die Craigslist ausspioniert haben, um seine eigene Kleinanzeigenseite "Kijiji" zu verbessern - ein Dienst, den Ebay hausintern als "Craigslist-Killer" bezeichnete.
Nach Informationen des US-Magazins Wired soll Ebay bei Google sogar Werbung mit blau unterstrichenen Hyperlinks platziert haben, die zu craigslist.org zu führen schienen, die User aber tatsächlich auf kijiji.com und ebay.com führten. In der Anklageschrift heisst es weiter, dass Craigslist-Gründer Craig Newmark und sein Geschäftsführer Jim Buckmaster "fürchten, dass sie einen Wolf im Schafspelz in ihrer Mitte haben".
Die beiden Website-Unternehmen liegen schon seit Jahren im Klinch mit einander. So hatte die ehemalige Ebay-Chefin Meg Whitman, die ehemalige Ebay-Chefin, hatte vor einigen Jahren Interesse an der bestechend simplen, aber extrem erfolgreichen Craigslist angemeldet, auf der User kostenlose nichtkommerzielle Kleinanzeigen schalten können.
Doch deren Inhaber, der Webpionier Craig Newmark, wollte partout keine Anteile hergeben. Darum sicherte sich Ebay hinterrücks 2004 Anteile an der Craigslist - indem man Anteile von einem ehemaligen Mitarbeitern kaufte.
28,04 Prozent an dem Unternehmen sollen das gewesen sein, kritisiert Ebay - und mokiert in seiner Klageschrift von Ende April, dass durch eine Neustrukturierung der Craigslist-Aktien diese Anteile um zehn Prozent verwässert haben soll. Damit soll Ebay unter anderem das Recht verloren haben, bei der Besetzung von Direktorenpostne bei dem Unternehmen mitzureden. Anders als das Riesenauktionshaus Ebay hält die Craigslist, bei der noch immer Gründer Craig Newmark das Sagen hat, nicht nur an ihrer lokalen Ausrichtung fest, sondern auch am nichtkommerziellen Charakter der Seite. Mit über 30 Millionen neuen Anzeigen und neun Millarden Seitenaufrufen im Monat ist die Craigslist zwar der größte Kleinanzeigenanbieter weltweit. Doch weil lediglich Stellenanzeigen und Wohnungsinserate in einigen lokalen Craigslisten Gebühren kosten, erwarten Experten, dass die Seite 2008 nicht mehr als rund 80 Millionen Dollar einnehmen wird.
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