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■ KamerunRegierungsbefehl

„Wir wollen beweisen, daß wir noch das Kamerun sind, das die Welt 1990 bewundert hat“, erklärte Mannschaftskapitän Stephen Tataw. Aber nicht nur Tataw wußte, daß die Setzung fußballerischer Meilensteine nicht beliebig reproduzierbar ist. Ein Beispiel dafür: Trainer Henri Michel war erst nach massivem Druck von Präsident Paul Biya bereit, Milla, den Eckfahnenbezirzer von Italien, mitzunehmen. Der Staatschef mischt sich überhaupt gern fußballerisch ein. Jetzt muß Henri Michel seinen Torwart Joseph-Antoine Bell auf Regierungsbefehl suspendieren, weil dieser in Interviews die Möglichkeit eines Spielerboykotts erwogen habe. Wenig ist geblieben von der tänzerischen Leichtigkeit, die die Kameruner zu den Lieblingen all jener werden ließ, die Fußball noch als Spiel begreifen. Geblieben sind der Glaube, daß es erlaubt ist, den Gegner zu treten, wenn man den Ball nicht bekommt, und das finanzielle und organisatorische Chaos. So leer war die Kasse des kamerunischen Verbandes, daß Michel sogar das Mineralwasser aus eigener Tasche bezahlen mußte. Noch am Tag vor dem Brasilienspiel gab es Streikdrohungen, weil der Koffer mit den Prämien nicht eingetroffen war. Zwar hatte Sportminister Massowa 535.000 Dollar mitgebracht, die Spieler verlangten aber nochmals 400.000. Kein Geld, nur ein Punkt, bescheidener Angsthasenfußball – der Viertelfinalist von 1990 scheint verloren. Aber wie sagt doch Issa Hayatou, Präsident des afrikanischen Fußball-Verbandes: „Der Kameruner fühlt sich nur in Schwierigkeiten wohl.“ Die Russen sollten sich heute vorsehen.Matti Lieske

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