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Archiv-Artikel

Kameras aus Fernost

STADTMARKETING Das chinesische Fernsehen filmt Osnabrück – als historisches Highlight. Wie es dazu kam, erklärt Stadtsprecherin Beate Krämer

Beate Krämer

■ 47, ist Pressesprecherin und Referentin der Geschäftsführung bei der Osnabrücker Marketing- und Tourismusgesellschaft Foto: Anne Reinert

taz: Frau Krämer, was verschlägt das chinesische Fernsehen ausgerechnet nach Osnabrück?

Beate Krämer: Das Team hat eine Sendung über „Filmorte“ in Deutschland gedreht. Nach Osnabrück kam es, weil hier Erich Marie Remarque geboren wurde. Sein Roman „Im Westen nichts Neues“ ist das meistübersetzte Buch deutscher Sprache. Der Sender hat außerdem in Münster, Koblenz, Wiesbaden, Würzburg und Augsburg gedreht. Die Städte gehören alle zum Verbund der Historic Highlights of Germany (HHOG), der von der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) unterstützt wird. Diese war es auch, die mit dem chinesischen Sender ins Gespräch gekommen ist.

Osnabrück als touristisches Highlight für Chinesen – das klingt erstaunlich.

Das chinesische Fernsehteam fand das Nebeneinander von Moderne und Historie sehr interessant. Von daher sind Städte wie Osnabrück sehr spannend. Die Chinesen bereisen Europa erst seit einigen Jahren. Angefangen hat es mit Gruppenreisen. Aber es gibt inzwischen auch immer mehr Individualreisende. Für Osnabrück ist eine solche Fernsehsendung deshalb sehr interessant.

Was finden chinesische Touristen an Osnabrück?

Genau diesen Kontrast zwischen Moderne und Historie: Das gibt es in China auch. Aber das Erhalten und Wiederaufbauen fand das Fernsehteam sehr besonders an Osnabrück. Die historischen Gebäude in der Altstadt wie etwa das Rathaus wurden im Zweiten Weltkrieg zum großen Teil zerstört und dann nach altem Vorbild wieder aufgebaut.

Trotzdem: Wer von so weit anreist, will doch nach Berlin.

Mit Sicherheit. Aber der geschichtliche Aspekt der „Historic Highlights“ ist für die Chinesen interessant. Um in den Verbund aufgenommen zu werden, muss eine Stadt auf mindestens 700 Jahre Geschichte zurückblicken können. Da liegt der Schwerpunkt der Vermarktung, auch bei den verschiedenen Themenrouten wie der hanseatischen Route, der Weihnachtsmarktroute oder der Römerroute. Wenn man sich wirklich auf geschichtliche Spuren begeben möchte und nur wenige Tage Zeit hat, dann ist so etwas das ideale Programm.

Wie viele chinesische Touristen kommen denn pro Jahr nach Osnabrück?

Insgesamt haben über eine halbe Million Chinesen 2010 Deutschland bereist. In Osnabrück gab es zwar nur 600 Übernachtungen. Doch Tourismus aus China ist ein Wachstumsmarkt.

Dem Städteverbund HHOG geht es aber nicht nur um chinesische Touristen, oder?

Nein. Der Verbund hat sich schon 1977 als Arbeitskreis gegründet und hat derzeit 13 Mitglieder, die alle zwischen 100.000 und 200.000 Einwohner haben. Osnabrück gehört seit 2008 dazu. Der Gemeinschaft geht es darum, die Kräfte für das Auslandsmarketing zu bündeln, darunter in den USA und Japan, seit jüngster Zeit auch in China. Wir unterstützen die DZT bei Promotionstouren in China und werben mit den Städten der HHOG gemeinsam, zum Beispiel in Reisebroschüren oder im Internet. Für Osnabrück ist der Verbund eine gute Möglichkeit, sich darzustellen.

Wo wird die Sendung eigentlich gezeigt?

Das ist der staatliche Sender China Channel Television 6, in dem fünf Folgen über die historischen Städte speziell zum Thema „Filmorte“ zu sehen sind. Die Sendung wird sonntags zu einer guten Zeit ausgestrahlt.

Und danach kommen dann ganz viele chinesische Reisende?

Das hoffen wir natürlich. So etwas ist sicherlich nicht mit einem Film getan. Aber wir haben durch die „Historic Cities“ ein Standbein in China. Von daher wird es dort eine kontinuierliche Werbung für uns geben, nicht nur in diesem Jahr.INTERVIEW: ANNE REINERT