hamburger szene : Kafka fährt Harley
„Prag war bestimmt schöner als Hamburg. Da kann Hamburg noch so viel rumprotzen und Touristenattraktionen schaffen. Demut, und Bescheidenheit steht einer Stadt gut, und Geld welches in die Bildung seiner Bürger gesteckt wird, statt in Triathlons und Motorradgottesdienste.“ Das alles denke ich, während wir um drei Uhr nachmittags gesagt bekommen, dass das Karoviertel, welches wir verlassen wollen, um an diesem schönen Sonntag an den Badesee zu fahren, eine Stunde noch gesperrt sein wird. Keiner kommt rein, keiner kommt raus.
Darum fahren wir höchst illegal über Bürgersteige und Polizistenleichen, mit dem Triumph der jugendlichen Abenteuerlust – und kommen trotzdem nirgendwo hin. Regel um Regel des Straßenverkehrs müssen wir brechen, um den Motorrädern zu entkommen und den Schlangen von Autos, die sich an die Regeln halten und feststecken.
Endlich sind wir auf der Autobahn. Eine Auffahrt weiter entpuppt sie sich als totalgesperrt, und uns bleibt nichts anderes übrig, als zurück nach Schnelsen zu fahren, wo erschöpfte Motorradbesitzer die Hälfte der Straße sperren. Es gibt kein Entrinnen. Wir fangen an, uns über die menschliche Existenz zu unterhalten, während die Motorradbesitzer auf dem Straßenstreifen gegenüber picknicken, schlafen, sich lieben. Am Ende finden wir uns im Stadtpark wieder. Inzwischen ist die Sonne weg. Auf der Wiese ganz auf der anderen Seite röhrt eine Rockmusikband.
REBECCA CLARE SANGER