: KZ-Gedenkstätte beschmiert
RECHTSEXTREMISMUS Während die NPD in Südniedersachsen wahlkämpft, sprühen Unbekannte Parolen
Dietmar Sedlaczek, Leiter der KZ-Gedenkstätte Moringen
Während die NPD auf ihrer „Niedersachsentour“ auf anhaltende Proteste stößt, haben Unbekannte die KZ-Gedenkstätte Moringen im Kreis Northeim mit rechten Parolen verunziert. Auf eine Außenwand schmierten die Täter in der Nacht zu Dienstag den Schriftzug „Alles Lüge“, an die frühere Kommandantur „Lügenmal“ und „Es war kein KZ hier“. Außerdem wurde ein Hinweisschild mit Farbe übersprüht.
„Das hatte eine neue Qualität“, sagte der Leiter der Gedenkstätte, Dietmar Sedlaczek, gestern zur taz. „Das ist zum ersten Mal seit der Gründung der Gedenkstätte vor 20 Jahren passiert.“ Der Trägerverein erstattete Anzeige bei der Polizei.
In Moringen hatten die Nationalsozialisten nacheinander Konzentrationslager für Männer, Frauen und männliche Jugendliche eingerichtet. Im Jugend-KZ waren von 1940 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs insgesamt rund 1.400 Jugendliche zwischen 12 und 22 Jahren inhaftiert. Sie waren SS-Terror, Hunger und Zwangsarbeit ausgesetzt. Das KZ war auch Experimentierfeld der NS-Rassenpolitik.
Der Anschlag zeige, dass der politische Kampf gegen Neonazis in Südniedersachsen wichtiger sei denn je, sagte Sedlaczek. Auf dem Northeimer Münsterplatz schrien und pfiffen gestern Nachmittag 150 Demonstranten gegen eine Wahlkampfkundgebung der NPD an. Am Vormittag hatten nach Polizeiangaben rund 200 Nazi-Gegner in Osterode gegen eine Veranstaltung der rechtsextremen Partei protestiert. „Die Stadt Osterode und unser Landkreis sind weltoffen und tolerant“, sagte ein Sprecher des örtlichen Bündnisses gegen Rechtsextremismus. „Feinde der Demokratie haben in unserer Stadt und im Landkreis Osterode nichts zu suchen.“
Eine evangelische Gemeinde entrollte am Kirchturm im Stadtzentrum ein Banner mit der Aufschrift „Unser Kreuz hat keine Haken“. Für heute sind NPD-Kundgebungen in Hildesheim und Hannover angekündigt. RP