piwik no script img

■ KURZMELDERKnatsch in der Oper

Unmittelbar vor der gestrigen Premiere einer Neuinszenierung der Strauß-Oper Salome unter der Leitung von Guiseppe Sinopoli in der Deutschen Oper haben die Musiker in einer Erklärung von einer »schwierigen Situation unseres Orchesters« gesprochen und in diesem Zusammenhang auch ihren Generalintendanten Götz Friedrich kritisiert. In der Erklärung des Orchestervorstands wird auf die zurückliegenden »drei Wochen Zusammenarbeit mit Guiseppe Sinopoli in künstlerisch wie menschlich großer Übereinstimmung« hingewiesen. Mit »großer Bestürzung« habe das Orchester seinerzeit die Schwierigkeiten zur Kenntnis nehmen müssen, »die Sinopoli bereitet worden sind und die letztlich dazu geführt haben, daß er seinen Vertrag als Chefdirigent der Deutschen Oper Berlin nicht antreten konnte«. Sinopoli war Mitte Juli von seinem Vertrag als Generalmusikdirektor der Deutschen Oper zurückgetreten. »Der Generalintendant« hätte, so heißt es in der Erklärung, »einen Vertragsrücktritt nie akzeptieren dürfen«. Trotz aller Hindernisse sei es der ausdrückliche Wunsch des Orchesters und Sinopolis, auch in Zukunft weiter zusammen zu arbeiten, wofür geeignete Wege gefunden werden müßten. Sinopoli, der für 1992 ein fünfjähriges Engagement als Chefdirigent der Staatskapelle Dresden angenommen hat, aber aufgrund noch abzuwickelnder Projekte in der Spielzeit 1990/91 in Berlin und — so das Orchester — »um seine Loyalität mit Berlin zu zeigen«, bis 1995 keine führende Position an einem Opernhaus annehmen will, hatte als Rücktrittsgrund angegeben, er könne mit Friedrich menschlich und künstlerisch nicht zusammenarbeiten. »Er hat meine Forderungen allzusehr sabotiert. Ich wollte der Musik den ersten Rang im Opernhaus geben, Friedrich wollte die Regie bevorzugen«, hatte Sinopoli im August in einem Interview mit 'Corriere della Serra‘ erklärt und den Generalintendanten als »zu autoritär für jemanden wie mich, der aus der 68er-Generation kommt«, bezeichnet. In einer ersten Stellungnahme sagte Friedrich, die Erklärung des Orchestervorstands überrasche und befremde ihn. Die Verpflichtung Sinopolis an die Deutsche Oper sei sein Wunsch und Vorschlag gewesen, und er hätte »alles nur erdenklich mögliche getan, um die Voraussetzungen für die Verwirklichung seiner künstlerischen Vorstellungen zu schaffen«. Der Spielplan sei bis 1995 auf die von Sinopoli gewünschten Neuproduktionen und deren Termine ausgerichtet gewesen. »Meine Bereitschaft zur Zusammenarbeit war unstreitig vorhanden, wurde aber nicht erwidert. Nicht ich war es, der den bestehenden Chef-Dirigenten-Vertrag gekündigt hat, sondern Herr Dr. Sinopoli selbst. Seine Erklärung ließ für den Generalintendanten keinen Verhandlungsspielraum.« Dessen ungeachtet habe er in der gemeinsamen Erklärung mit Sinopoli und der Kultursenatorin Anke Martiny am 14. Juli die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, daß Sinopoli über die Dirigate in der Spielzeit 1990/91 hinaus der Deutschen Oper verbunden bleibt. »Im Falle der Bereitschaft Herrn Dr. Sinopolis zu einer solchen Zusammenarbeit stehe ich für entsprechende Verhandlungen jederzeit zur Verfügung«, so Friedrich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen