■ KURZMELDER: Anke Martiny und das Tal der Tränen
Bis 1994/95 soll in Berlins Kulturlandschaft das »Tal der Tränen« durchschritten sein. »Dann werden all die Kultureinrichtungen, die bis zum vergangenen Jahr in beiden Teilen der Stadt nachgefragt und genutzt wurden, wieder ihr adäquates Publikum gefunden haben.« Diese Auffassung vertritt die Berliner Kultursenatorin Anke Martiny in einem Interview für die 'Berliner Zeitung‘. Zur Zeit sei eine große Irritation beim Publikum zu verzeichnen.
Die Westler sind den ganzen Sommer ins Grüne gefahren und weniger ins Theater gegangen, und die Leute im Ostteil sind vor allem aufgrund ihrer materiellen Situation weniger in die Theater gegangen als früher. Das muß sich jetzt erst einmal sortieren. »Bei der allgemeinen Finanzknappheit machen es diese Besucherrückgänge recht schwierig, die Kulturinstitutionen über diese kritische Zeit hinwegzukriegen. Wir wollen das tun.«
Die Frustration gerade der Künstler und Intellektuellen, die im November 1989 mit großen Hoffnungen auf die Straße gegangen sind und sich jetzt zurückgezogen haben, ist nach Meinung von Frau Martiny »zu großen Teilen ganz sicher nicht auf eine undifferenzierte und auch sehr materialistische Überrollmentalität durch die starke Bundesrepublik zurückzuführen. Die kommt wohl auch daher, daß eben viele Dinge in der früheren DDR nicht aufgearbeitet worden sind in dem Jahr, was nun verstrichen ist. Das bezieht sich nicht nur auf die Stasi. Das bezieht sich auch darauf, wer profitiert hat und dieses bruchlos weitertut.«
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