■ KURZMELDER: Martiny im Funk
Mit der ungewissen Zukunft des ehemaligen DDR-Hörfunks hat sich Kultursenatorin Anke Martiny (SPD) bei einem Besuch des Funkhauses Berlin in der Nalepastraße am Mittwoch vertraut gemacht. Sie besitzt seit dem 3. Oktober die Personalhoheit über Hörfunk und Fernsehen in Ostdeutschland und hatte zu Wochenbeginn bereits die TV-Studios in Adlershof besichtigt.
Gegenwärtig werden dort vier Vollprogramme produziert: Berliner Rundfunk, Radio Aktuell, DS-Kultur und DT64. Hier arbeiten gegenwärtig noch 1.600 Mitarbeiter und 300 Techniker. 1989 betrug der Personalbestand noch 3.600 Beschäftigte und 800 Studiotechniker. Radio DDRII wurde im Juli zugunsten der entstehenden Länderprogramme aufgelöst. Eingestellt auch der DDR-Auslandssender Radio Berlin International. Von den über 250 Mitarbeitern wurden 19 von der Deutschen Welle übernommen, die hier vier Produktionsstudios eingerichtet hat. Weitere Entscheidungen werden vom Rundfunkbeauftragten der Bundesregierung, Rudolf Mühlfenzl, erwartet, der seinen Amtssitz im Funkhaus Berlin nehmen will.
Den rund 800 Musikern und Mitarbeitern der Hauptabteilung Musik war vom Vorgänger des heutigen Intendanten im Juni gekündigt worden. Nach massiven Protesten wurde diese Maßnahme zurückgezogen. Die Zukunft der Orchester ist ungeklärt. Die Personalkosten betragen 20 Millionen im Jahr, die vom defizitären Funkhaus Berlin derzeit nicht getragen werden können.
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