KURZKRITIK: KLAUS IRLER ÜBER „ICH.WELT.WIR“ : Seine Heiligkeit spricht
Das Schauspielhaus alter Prägung liegt in den letzten Zügen, bald kommt die neue Intendantin, es gibt für die alte Mannschaft nichts mehr zu verlieren. Bühne frei also für ein Stück, das es unter normalen Wettkampfbedingungen wohl kaum ins große Haus geschafft hätte: Die Performance „Ich.Welt.Wir“ stammt von dem Schauspieler Fabian Hinrichs, der seinen Text selbst aufführt – auf der Bühne assistiert lediglich ein Sitar-Spieler.
Hinrichs trägt ein fernöstliches Mönchsgewand und sein Stück besteht darin, der Theatergemeinde von seiner Sehnsucht nach Spiritualität und seinem Leiden am modernen Leben zu berichten. Das tut er im Duktus des Predigers: Die Arme ausgebreitet verkündet er, anstatt zu sprechen. Manchmal raucht es auf der Bühne, manchmal leuchtet das Bühnenbild, das einen rot wirbelnden Kosmos zeigt: „Du kannst die Welt nicht ändern, sondern nur ertragen.“
75 Minuten lang lamentiert Hinrichs vor sich hin, immer hart an der Grenze zur Ironie. Diese Grenzbegehung beherrscht er gut, auch der leicht hysterische Ton des Religiösen liegt ihm. Inhaltlich verfolgt „Ich.Welt.Wir“ das Konzept einer radikalen Selbstbespielgelung. Ein Fest der Egozentrik. Gut gemacht, aber schwer zu ertragen.
nächste Aufführungen: 19. 3. und 28. 3., jeweils 20.30 Uhr