piwik no script img

Archiv-Artikel

KUNSTRUNDGANG Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Radelt man derzeit durch Berlin, fallen einem die Cateringwagen auf, um die sich wartendes Volk schart. Na ja, so richtig verkörpern es das Volk nicht. Was auch sein Gutes hat, denn es steht irgendwie nie richtig im Weg. Stets mit aufmerksamen Blick weicht es aus und schlendert aus dem Weg: Filmvolk. In Berlin wird derzeit gedreht, was das Zeug hält. Bei gleißender Sonne werden zigtausende Watt Licht in Wohnungen gepumpt oder künstlicher Regen eingeleitet. Das halbe Leben am Set besteht allerdings aus Warten. Diese Erfahrung kann man auch in Romeo Grünfelders Ausstellung machen, hinter der sich eine Filmproduktion verbirgt. Zur Eröffnung wurden SchauspielerInnen hinter verschlossener Tür gecastet. Zur Finnissage wird der 35-mm-Film, der sich auf eine Fotografie des Surrealisten Paul Nougés bezieht, auf dem eine Gruppe von Menschen gegen eine Wand starrt, uraufgeführt. Was genau sie betrachten? Vielleicht wird das in dem Film deutlich, für den demnächst die Kulissen in den Räumen der Kunstagenten aufgebaut werden. Obwohl es eher unwahrscheinlich ist, denn Grünfelders Filme transportieren immer das, wogegen sich unser Verstand auflehnt, wie etwa Paranormales. Na ja, bis dahin werden jedenfalls noch einige Filme über das Übersinnliche und andere Phänomene gezeigt. Um Film geht es auch in der Arbeit von Zoran Živković im Prima Center. Der aus Montenegro stammende junge Mann hat für „Contribution of the East“ tolle Patchworknähereien anfertigen lassen. Sie zeigen die Porträts weiblicher Pornostars auf dem Hintergrund ihrer Nationalität, kurz: keck blinzelnde Blondinen (Wendy, Russland) oder sanft Lächelnde Brunette (Masha, Ukraine) auf passender Nationalflagge. Dass ausgerechnet die Pornoindustrie hier mit folkloristischen Mitteln dargestellt wird, ist schon ein interessanter wie schlauer Schachzug von Živković.

Romeo Grünfelder, bis 5. Juli, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Kunstagenten, Linienstr. 155 Zoran Živković, bis 13. Juni, Di.–Fr. 15–18 Uhr, Prima Center, Biesenthaler Str. 24