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Archiv-Artikel

KUNSTRUNDGANG Dominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um

Bill Viola ist zurück. Lange hat man nichts mehr von ihm gesehen in Berlin, diesem Altmeister der Videokunst – sechs Jahre, genau genommen. Das kann man jetzt aber alles nachholen in seiner großformatigen Solo-Ausstellung bei Haunch of Venison, gleich hinter dem Hamburger Bahnhof. Eigentlich hätte man jemanden wie ihn ja eher in besagtem Museum erwartet, aber da die Berliner Institutionslandschaft sich bekanntermaßen immer etwas schwer damit tut, aufregende Ausstellungen mit interessanten Künstlern zu organisieren, muss man schon ein Stückchen weiter rein ins triste Industriegebiet zwischen Mitte, Moabit und Wedding, in dem die Galerie beherbergt ist. Die komplett abgedunkelten und grau gestrichenen Industriehallen von Haunch of Venison bieten jedoch genau das richtige Ambiente für Violas schon recht unheimliche Videos. Seitdem er vor langen Jahren einmal beinahe ertrunken ist – so klärt man von Seiten der Galerie auf – sei Viola fasziniert von dieser Nahtod-Erfahrung. Und so lebt auch diese Ausstellung vom Element Wasser, vom Auftauchen und Abtauchen von Körpern. Im Zentrum steht dabei das riesige „The Messenger“, das in einer schier endlosen Wiederholung den nackten Körper eines Mannes beim Auf- und Abtauchen in den dunklen Fluten beobachtet. Neben diesem beeindruckenden, fast kinomäßig präsentierten Kernstück sind weitere kleinere Arbeiten aus Violas „Transfigurations“-Serie zu sehen. Ganz langsam tauchen verschiedene Personen aus dem tiefen Dunkel des Bildschirms auf, gewinnen an Kontur und durchschreiten schließlich eine bis dahin unsichtbare Wasserwand. Auch hier augenscheinlich: eine Art „Rites des passages“-Inszenierung, in der die Grenze zwischen Leben und Tod so fließend wird wie das Wasser, das sie symbolisiert. In Szene gesetzt mit unglaublicher technischer Präzision. Angucken!

Bill Viola bei Haunch of Venison, bis 21. Februar, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Heidestraße 46