KÖLNER BIOMASSE-KRAFTWERK : Vorsicht Falle
Wenn die Kölnerinnen und Kölner ein Unwort zu wählen hätten, „Müllverbrennungsanlage“ dürfte ganz oben auf der Liste landen. Denn kaum ein Ereignis in der jüngeren Stadtgeschichte dürfte zu ihrer Politikverdrossenheit mehr beigetragen haben als jener Skandal um den Schmiergeld befeuerten und gegen alle Bürgerproteste durchgezogenen Bau des völlig überdimensionierten Kölner Müllofens in den 90er Jahren. Nun sollen sie mit einem Biomasse-Kraftwerk beglückt werden. Das klingt nett und harmlos, irgendwie ökologisch. Doch auch diesmal ist größte Skepsis angesagt – nicht allein, weil auch über dieses neue Projekt mal wieder bisher nur hinter verschlossenen Türen verhandelt wird. Denn die Einwände von Kritikern, wie dem BUND, die vor einer Mogelpackung warnen, sind nicht einfach vom Tisch zu wischen.
KOMMENTAR VON PASCAL BEUCKER
Biomassekraftanlagen gehörten zu den Lieblingsprojekten der verblichenen rot-grünen Bundesregierung. Sie sah in ihnen einen förderungswürdigen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz. Warnungen von Umweltverbänden schlug Rot-Grün hingegen in den Wind. Die Konsequenzen sind heute vielerorts zu bewundern: Die bequeme Beseitigungsmöglichkeit bietet zum einen keinen Anreiz zur Vermeidung von schadstoffbelasteten Hölzern und zur Verwendung gleichwertiger unbelasteter Alternativen. Zum anderen befördert der nach wie vor anhaltende Boom der Biomassekraftwerke den Entsorgungstourismus. Denn etliche Betreiber verfeuern zur Auslastung ihrer Überkapazitäten beispielsweise auch Holzmüll aus den Niederlanden. Dort muss belastetes Altholz als Sondermüll kostenaufwändig entsorgt werden – oder es wird kostengünstig nach Deutschland importiert und hier verbrannt. Als „Biomasse“. Ein gutes Geschäft – nur nicht für die Bürgerinnen und Bürger, die über ihre Gebühren die Dumpingpreise ermöglichen und dann auch noch mit dem entstehenden Schadstoffausstoß zu leben haben.