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KOPFPOGO

■ Johannes Cermato spielt SATIE im Loft

Frank Zappa sagte während der Pressekonferenz in Berlin anläßlich seines Auftritts in der Deutschlandhalle auf die Frage hin, was mit seinem Satie-Projekt sei, es sei ungeheuer schwer und viel Arbeit, die Vorgaben des Komponisten für eine Rockband zu modifizieren.

Wäre er am Montag im Loft gewesen, er hätte Musik sehen können, die sich von einem klaren Ton zum nächsten schwingt, wie auf der Autobahn bei 100 Stundenkilometer alle 50 Meter ein Begrenzungspfahl auftaucht und verschwindet. Er hätte bemerken können, wie man in völliger Ruhe und Konzentration erleben kann, daß Saties Musik jeden einzelnen Zellkern des Körpers in Bewegung setzt, bis es unter der Haut kribbelt. Er hätte bemerkt, wie laut die Kühlmaschinen der beiden Bars in völliger Ruhe arbeiten, wie laut der Boden quietscht und sich die Musik darüber dominant erhebt und die Nebengeräusche verschluckt. Verstünde er die deutsche Sprache, er hätte gewiß die Einlassungen und Erklärungen des Interpreten zu Saties Musik mit dem amüsanten Lächeln verfolgt, das Satie beabsichtigt hat.

Eine Stunde Satie zu hören ist wie 100 Stunden Senatsrockwettbewerb.

Q.

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