KONSTANTIN RAUSCH, LINKSVERTEIDIGER : Der Ruhige
■ Talent, Linksverteidiger bei Hannover 96 und noch Schwankungen unterlegen.Foto: dpa
Spieler wie er sind in der Bundesliga sehr gefragt. Konstantin Rausch, 19, ist jung, schnell, zweikampfstark, im Spiel nach vorne hat er noch Schwächen. Er ist vor allem aber eins: ein hochbegabter, deutscher Linksverteidiger. Und die sind in diesem Land seit Erfindung der Viererkette eine chronische Mangelerscheinung. Besonders interessant werden diese Spieler dann, wenn der Vertrag am Saisonende ausläuft, sie ablösefrei wechseln können. Das ist bei ihm nun nicht mehr so. Hoffenheim und Schalke versuchten ihr Glück – vergeblich. Kurz vor Weihnachten verlängerte der Juniorennationalspieler bei Hannover 96 bis 2013.
Wirklich gern hat Rausch über die Vertragssituation nicht gesprochen. Er ist bodenständig, sympathisch zurückhaltend, mit den aufregenden medialen Begleiterscheinungen in diesem Geschäft kann er sich nur schwer anfreunden. Vielleicht aber hatte er deshalb nicht viel zu sagen, weil die Entscheidung, in Hannover zu bleiben, in ihm schon lange gereift war.
Das darf man nun nicht falsch verstehen. Rausch hat sich nicht gegen den Schritt in eine noch größere Fußballwelt, sondern für die eigene Entwicklung entschieden. In Hannover bekommt er fast uneingeschränkt die Einsatzzeiten, die dieser Reifeprozess braucht. Eine durchschnittliche Mannschaft bietet einem jungen Profi durchaus überdurchschnittliche Möglichkeiten. Rausch weiß, was er am beschaulichen Hannover hat.
Zweiundvierzig Bundesligaspiele hat Rausch bisher absolviert. Die ersten davon, weil Michael Tarnat, sein Vorgänger und Ausbilder auf dieser Position, in den letzten beiden Jahren häufiger neben als auf dem Platz zu finden war. Jetzt ist er gar nicht mehr da. Und die Entwicklung von Rausch in dieser Saison den ersten negativen Ausschlägen unterworfen. In der Hinrunde klagte er mehrere Wochen über Schwindelgefühle, die dafür sorgten, dass er entweder überhaupt nicht – oder nicht konstant spielte.
Das wiederum steht spiegelbildlich für die Art und Weise, wie sich Hannover 96 in den letzten Wochen präsentierte. Licht und Schatten wechselten sich regelmäßig ab. Im Moment ist es mehr Schatten. Rausch selbst fällt es in dieser Situation schwer, sich in einer Mannschaft zurechtzufinden, die nach dem Freitod von Nationaltorhüter Robert Enke im November noch immer nicht zu sich selbst gefunden hat.
Doch solche Leistungsschwankungen sind in diesem Alter, aber auch vor dem besonderen Hintergrund in Hannover normal. Wenn am heutigen Montag das Training nach der kurzen Winterpause wieder beginnt, wollen sie auch daran arbeiten, dass die sportlichen Schwindelanfälle des Konstantin Rausch weniger werden. Dreieinhalb Jahre haben sie dafür jetzt Zeit. CHRISTOPH ZIMMER