KOMMENTAR: Gigantische Göre
■ Umwelttechnologie bietet schöne neue Kunst-Natur
Aus manchem Knirps wird mal ein Riese. Nach einer „Göre“ hatten die Grünen noch vor einem knappen Jahr im Wahlkampf gerufen, einer „Gesellschaft für ökologische Regionalentwicklung“. Großzügig mit Geld der Wirtschaftsförderung ausgestattet, sollte „Göre“ im Interesse von Arbeitsplätzen und gesundem Leben nach einer dezentralen und ökologischen Umorientierung der Bremer Krisen-Industrien suchen: Werften und Stahl.
Jetzt kehrt Göre als Gigant nach Bremen zurück. Zwar ist an dem Milliarden-Schiff, an dem der Vulkan im Verbund norddeutscher Werften mitbauen will, zunächst nichts Ökologisches und nichts Dezentrales zu entdecken. Doch auf den zweiten Blick zeigt sich die „Phoenix“ als perfektes Vorbild dessen, was heute „Umwelttechnologie“ heißt: Nachdem der Tourismus den Strand der Karibikinseln vollgeschissen und zubetoniert hat, bietet das Schiff strahlende Sonne über sauberem Sand und klares Wasser im Swimmingpool. Eine schöne neue Welt, ungestört von lästigen Souvenierhändlern. Natürlich könnte sich auch dieser gigantischen Kunst-Natur mal wieder ein Eisberg vor den Bug schieben. Aber das ist für die titanische „Phoenix“ in der Karibik kaum zu befürchten.
Dirk Asendorpf
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