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KOMMENTARArbeiter-Klischee

■ Die SPD vermied den Streit um die Rolle der Arbeiter

Wenn in einer Partei harte Worte fallen, dann kann man sicher sein: Es geht um Macht. Tatsächlich war die Idee, die SPD-Arbeitnehmer-Gruppierung AfA direkt beim Delegiertenschlüssel zu bedienen, als Reaktion auf die Frauen-Quote entstanden. Nach dem Motto: Wenn schon Frauen –Quote, dann auch Arbeiter-Quote. Durch die Frauen-Quote werden altverdiente Genossen von ihren Sesseln gekippt.

Aber der Machtverlust der AfA hat andere Gründe. AfA –Funktionäre sind unkündbare Betriebsräte und haben Gehälter von 7.000 oder 9.000 Mark monatlich, hat ein SPD-Delegierter heimlich aufgeschrieben: „Die Büros und Sitzungsräume, in denen sie tagen, und die Flugzeuge und Taxen, in denen sie reisen, haben mit der Arbeitsrealität nichts mehr zu tun.“ Und: Diese Sorte von SPD-Politikern „hinkten der gesellschaftlichen Realität 30 Jahre hinterher“. Darüber offen zu streiten traute sich aber niemand.

Klaus Wolschner

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