KOMMENTAR: Bremisch und billig
■ Nur die Frauen zahlen drauf: Literarische Woche (S.23)
Nicht einmal besonders paranaoid müßte man sein, hielte man die Vorträge der literarischen Woche zur „weiblichen Ästhetik“ für ein kaum verbrämtes Männerforum zur öffentlichen Ächtung feministischer Ansätze in Literatur und Sprachwissenschaft. Der erste Herr Professor definiert wahre Kunst als geschlechtsneutral, bloß daß Männer sie besser können. Der zweite Herr Professor rückt „die feministische Linguistik“ ins Dümmlich-emotional –Faschistoide. Und die feministische Literatur- oder Sprachwissenschaftlerinnen selbst? Kein Vortrag, nicht einer. Der einzige Anzatz, der in die Richtung geht, von der Redakteurin Marlis Gerhardt, findet im Frauenkulturhaus statt und wird vom Weser-Kurier boykottiert, weil eine Öffentlichkeit nur aus Frauen ein privates Treffen und nicht von öffentlichem Interesse sei.
Aber wahrscheinlich hat bloß der Professor Sautermeister die organisierende Behörde ein bißchen mit der Themenidee befruchtet, und die hat es dann dann damit bewenden lassen, eben die Herren aus dem heimischen Bereich reden zu lassen, die sich am meisten gedrängelt haben. Hauptsache alles bremisch, und billig ist es auch. In jeder Hinsicht.
Uta Stolle
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen