KOMMENTAR: Was für Sensible
■ Klärschlamm ist kein Gift – oder alles ist Gift
„Ein höchst sensibler Bereich ist das“, da sind sich alle, die beim Klärschlammgeschäft mitmischen, einig. Kundigster Differenzierung bedürfe es etwa, das Thema „Arsen im Klärschlamm“ zu diskutieren. Wer mag da von Gift sprechen und Spitzenhäubchen, wo doch, was kreucht und fleucht, Arsen zum Wachsen und Gedeihen braucht. Und, bitte schön, im gewöhnlichen Mineraldünger ist, lange genug gerechnet, sogar mehr Arsen drin als im Bremer Wollwäschedestillat. Wo Arsen überall ist, darf's auch noch für eine Million mehr sein! Und wenn 5.000 Tonnen Arsenschlamms rumliegen, der selbst kreisinterne Grenzwerte überschreitet, kann das nur Unsensible schrecken. Die sensible Lösung: Den Superdünger auf den Acker und sechs Jahre nicht mehr düngen! Denn Dünger ist ja auch irgendwie Gift.
Eine analoge Diskussion läßt sich zu den 34 Stoffen führen, auf die klärverschlammte Böden „regelmäßig“ untersucht werden. Und zu denen, die nicht geprüft werden. Und zu denen, die wir noch gar nicht kennen. Kartoffeln und Futtergetreide wachsen auf solchen Böden und gelangen irgendwann in unsere Küchen. Meine zugegeben vordergründige Empfehlung, ganz unsensibel: Im Bioladen kaufen!
Burkhard Straßman
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