piwik no script img

KOMMENTARUni tot, Kaiser nackt

■ Oder: Vor dem Neuen stirbt das Alte

Ich weiß gar nicht, was ich gespenstischer finden soll, das zähneklappernde Gerippe, das aus der universitas studiorum bremensis geworden ist, oder das Gespenst des Sozialismus, das nach seinem Tod nicht sterben kann und kann. Wenn an der Nach-68er-Bremer-Uni Teach-ins sind über den letzten Herbst, der die Weltgeschichte und –politik verändert hat, und keiner geht hin, und die, die hingehen, haben sich nichts zu sagen, dann kommen beide Gespenster zusammen.

Eine Reformuni, so entpolitisiert, so politisch tot, so traurig gesprächsunfähig, daß der letzte Knast vergleichsweise kommunikativer ist. Eine Linke, für die das gleiche gilt, nachdem die Gesellschaften Ostmitteleuropas ihre 200jährige Utopie als Kaiser haben stehen lassen, für die niemand mehr noch ein Feigenblättchen auftreibt. Das ist beides so zu Ende, daß nur Besseres nachkommen kann.

Uta Stolle

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen