KOMMENTAR: Die Kriminellen von drüben
■ Das Kind beim Namen nennen, aber beim richtigen
Es stimmt alles. Unter denen, die so ungefähr seit Januar aus der DDR übersiedeln, sind nicht nur etliche Stasimaxen, sondern auch Tätowierte und gewiefte Trinker, Leute, die aus dem Knast kommen oder ihn vermeiden wollen.
Wer da rüberkommt, das sind unter anderem normale Angehörige dessen, was früher das Proletariat hieß. In dem gibt es bißchen häufiger als weiter oben Tätowierte und Leute, die mal ein kleines Ding drehen. Genau wie bei uns, nur daß unsere Unterschicht vergleichsweise liberalere Knäste, eine sozialere Hängematte und ein weniger erstickendes Gesamtklima kennt. Deshalb z.B. auch weniger brutal säuft.
Das Kind beim Namen zu nennen, ist Berichtspflicht. Aber es, wie der „Weser-Report“, in die Rubrik „kriminell“ zu pressen und Oma mit „Waffen im Etagenbett“ zu gruseln, ist Mache einer Stimmung, über die dann zu berichten der „Report“ vorgibt.
Uta Stolle
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen