KOMMENTAR: Watschenmann
■ In der SPD beginnt der Kampf um die Macht
„Der wäre auch gerne Kaiser von China.“ An spöttischen Bemerkungen über Ludwig Hettling gibt es in Genossenkreisen keinen Mangel. Seit der damalige SPD-Landesvorsitzende Konrad Kunick Hettling aus dem Bundestag lockte, um Koschnick Platz zu machen, läßt Hettling keine Chance aus, sich zu profilieren – egal womit. Das Berufsziel Senator hat er zwar immer deutlich verfehlt, dafür wühlt Hettling überall, wo die SPD Sitzfleisch-Arbeiter braucht. In der Deputation für Häfen hat er den Überbringer der damaligen Botschaft, Konrad Kunick, schon bis zur Amtsmüdigkeit gereizt. In der Partei ist er zum stellvertretenden Vorsitzenden aufgestiegen und hat die Glaubwürdigkeit der SPD in Stadtentwicklungsfragen kräftig strapaziert. Widerstand hat er mit seinem bunten Treiben bis heute kaum erfahren. Offensichtlich nahm ihn niemand für voll.
Wenn jetzt die SPD-Linke dem Rechtsausleger schriftlich eine kräftige Ohrfeige verpaßt, ist das nicht nur Ärger über Programmatik. Es ist das erste Vorgeplänkel um die neu zu verteilende Macht im Landesvorstand. Und dafür gibt der Möchtegern-Macher mit dem Karriereknick allemal einen prima Watschenmann ab.
Holger Bruns-Kösters
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