KOMMENTAR: Das Bankgeheimnis
■ Schulden kommen auf leisen Sohlen
Über Schulden spricht man nicht, die hat man. Das jedenfalls hätten die Banken gerne: Das Coming out von 60 geleimten und finanziell ausgesaugten ehemaligen HausbesitzerInnen in der Obernstraße machte deutlich, wie trügerisch das Bild vom eigenen Heim ist, in dem man angeblich keine Miete zahlen muß. Ein Stück deutscher Mittelstandsideologie, ist gestern den Bach abgegangen, deutlich sichtbar für alle, die nach Feierabend ihre Einkäufe machen wollten.
Seit Jahren wird von Bausparkassen und Regierungen für den Eigenheimbau getrommelt. Wer sich da übernimmt, kommt gnadenlos unter die Räder. Schön für die Kreditinstitute, denn die bekommen zwar nicht ihr Geld zurück, dafür aber meistens ein Häusle, und weil die Banken immer so seriös mit Krawatte und so erscheinen, finden sich viele mit ihrem persönlichen Schicksal ab.
In wenigen Fällen funktioniert ein Sanierungsplan, die Schuldenerlasse dienen der Imagepflege. Welche Geschäfte die Banken tatsächlich noch machen, ist das eigentliche Bankgeheimnis. Mit der Demonstration gestern kam ein Stück davon ans Tageslicht.
Markus Daschner
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