KOMMENTAR: Der SFB ist jetzt einsam
■ Nach dem NOR-Debakel in Schwerin
Mit der Roten Karte, die der Ministerpräsident von Mecklenburg von seinen Parlamentariern bekam, wird der Verhandlungspoker neu eröffnet. Zwar besagt das erst einmal nicht viel, aber eine Signalwirkung hat das Ganze auf jeden Fall. Die Neuverhandlungen mit dem NDR könnten eine Kettenreaktion auslösen, die verhängnisvolle Auswirkungen für diese Stadt und den SFB haben könnten. Denn bereits in der letzten Woche war aus Brandenburg ein deutliches Grummeln zu vernehmen, das den Plänen eines NOR galt. Laut aber wurde von den Parlamentariern eines signalisert: nur mit dem SFB niemals, dann lieber allein. Die Konsequenz, der SFB wäre nicht mehr als das, was er jetzt schon ist: ein Stadtsender. Ein tiefer Fall des Intendanten, der gar von einer »Drei plus eins«-Lösung träumte. Hier rächt sich die Art und Weise, wie der SFB die Kooperation mit seinen potentiellen Konkurrenten verweigerte und ohne Not seinen Alleinvertretungsanspruch öffentlich propagierte. Zugegeben, der Sender diente auch als Projektionsfläche für alles Negative, das man in 40 Jahren aus der Hauptstadt erfahren hatte. Verhängnisvoll wäre dieses Szenario aber auch für die ARD, denn auch eine Anstalt Brandenburg hinge am Tropf des Finanzausgleichs.
Einzig für die Rundfunk- und Fernsehmitarbeiter, die im Ostteil der Stadt auf ihre Abwicklung warten, eröffnet sich die Chance, daß ihr Anliegen Gehör findet. Sie waren, gleichsam so, als existierten sie nicht, im NOR-Plan einfach nicht erwähnt worden. Eines aber ist klar: Die Föderalisierung des zentralistischen Rundfunks der Ex-DDR, wie im Einigungsvertrag vorgesehen, rückt in weite Ferne. Karl-Heinz Stamm
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen