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KOMMENTARMit allen Mittel der Hilflosigkeit

■ Saddam Husseins atomare Resistenz hebt in den USA die Spaltung zwischen Sanktions- und Golfkriegsbefürwortern auf

Saddam Hussein wird wieder einmal „mit allen Mitteln“ gedroht. Der britische Premierminister John Major erklärt sich zu allem bereit, was zur Zerstörung des irakischen Atomprogramms erforderlich ist. Und George Bush hat bereits eine Liste mit zwanzig Bombardierungszielen unterzeichnet, um Saddam die Entschlossenheit des Westens zu demonstrieren, auf seine mangelnde Kooperation mit den Atominspekteuren der UNO mit Gewalt zu reagieren. Hinter solchen Drohgebärden steht allerdings weniger der Wunsch nach einem neuen militärischen Abenteuer als die Angst davor.

In Wirklichkeit wollen die USA einen erneuten Militäreinsatz gegen den Irak vermeiden. Die Militärs im Pentagon fürchten, sich mit einer nicht sehr erfolgversprechenden Attacke auf die atomaren Ziele seine so eindrucksvolle Bilanz des Golfkrieges zu verderben. Und selbst die politische Führung in Washington zeigt hinter den verbalen Drohungen wenig Neigung zu militärischen Aktionen, die am Ende doch nur Saddams Qualität als Nemesis der Weltmacht USA unterstreichen könnten.

Alle hoffen nun auf Saddams Einsicht — oder einen Erfolg der nach Kriegsende neu eingeleiteten Geheimdienstoperationen zu dessen Sturz. Daß man dem Unverwüstlichen von Bagdad jetzt auch mit „covert operations“ auf der Spur ist, wird mittlerweile ebenso offen zugegeben wie die Schwierigkeiten der CIA, von irakischem Boden aus solche Mordkomplotte zu organisieren.

Vorbei sind jedenfalls die Zeiten, in denen noch über die unterschiedlichen Strategien zur Entmachtung Saddams gestritten wurde. In ihrer Hilflosigkeit fast einig, stehen in den Vereinigten Staaten jetzt Sanktionsbefürworter und Kriegstreiber in einer Front; verwirrt über die unerwartete Fähigkeit des Despoten, westlichen Argumenten wie Bomben zu trotzen.

In einer solchen Atmosphäre wird es am Ende innenpolitisch politisch belanglos bleiben, ob sich die USA nach Ablauf des vierzehntägigen Ultimatums zum Bombenschlag gegen Atomanlagen oder Kommandozentralen entscheiden oder nicht. Für den amerikanischen Durchschnittsbürger ist der Irak längst wieder in abstrakte Ferne gerückt, auch wenn er den endgültigen Abgang Saddams natürlich begrüßen würde. Und selbst unter den Golfkriegsgegnern dürfte es im Falle eines kurzen, gezielten Bombardements militärischer Ziele keinen empörten Aufschrei mehr geben. Saddam Hussein ist das Kunststück gelungen, die amerikanische Außenpolitik ihres moralischen Impetus' zu berauben. Rolf Paasch, Washington

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