KOMMENTAR: Geistige Brandstiftung
■ Zu den von TV-Teams inszenierten Aktionen von Skins
In den vergangenen Wochen haben sich in der taz-Lokalredaktion auffallend oft ausländische Kollegen erkundigt, wo man in der Stadt Skinheads antreffen kann. In der Regel handelt es sich um Journalisten, die mit einer sachlichen Berichterstattung ihrer Chronistenpflicht nachkommen wollen. Andere, die von purer Sensationslust getrieben sind und am liebsten ein paar ganz harte Glatzköpfe in voller Aktion filmen wollen, haben sich bei uns noch nicht gemeldet. Sie wissen sich offensichtlich anders zu helfen, wie das Beispiel des japanischen Kamerateams von TBS zeigt. Wenn wirklich zutrifft, daß das Team Skinheads mit 300 Mark zu Sieg-Heil-Parolen angestiftet hat, ist das geistige Brandstiftung. Bei der Aufklärung des Vorfalls, der möglicherweise schon der dritte seiner Art ist — auch Rias TV und RTLplus stehen im selben Verdacht —, darf es kein Pardon geben. Das zögerliche Vorgehen der Staatsanwaltschaft läßt jedoch das Gegenteil vermuten.
Journalisten haben sich in der Vergangenheit zu Recht gegen Versuche der Staatsorgane zur Wehr gesetzt, sich zur verlängerten Fahndungsabteilung machen zu lassen. Informanten müssen unbedingten Schutz der Redaktionen genießen. Indem sie Rechtsradikale für strafbare Handlungen kaufen, untergraben diese Journalisten genau dieses Grundrecht der Presse. Dabei wären die Methoden, auf dubiose Weise zu dramatischen Filmaufnahmen zu kommen, nicht einmal nötig. Es ist bedrückend genug, den normalen Rassismus nachzuzeichnen. Mit ihren Machenschaften erreichen die Journalisten nur eines: Wahrheitsgetreue Berichte werden nicht mehr ernst genommen, und die rechtsradikale Szene fühlt sich von den Bildern nur noch weiter angestachelt, an der Gewaltschraube zu drehen. Plutonia Plarre
Siehe Bericht Seite 22
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