■ KOMMENTAR: Eugenia Wagneriana
Oberpatriarch und Betonfreund Eugen Wagner ein Frauenpolitiker, der sich, ohne zu erröten, selbst als „Oberfrau“ der Baubehörde tituliert? Ein Macho, der seiner männerdurchseuchten Mammutbehörde plötzlich den weiblichen Blick verordnet, damit „die Komponente Frau in der Exekutive mehr zum Tragen kommt“? Darf das wahr sein?
Es darf. Eugen Wagner hat es mal wieder allen gezeigt. Seinem linken Verkehrsfeind und Parteigenossen Jörg Kuhbier, den verschüchterten männlichen Amtsleitern in der Baubehörde, den Frauenpolitikerinnen jeglicher Couleur und natürlich den Medien. Wo die ihn ständig mit Fragen nach Kleinigkeiten wie Stadtbahn, Elbtunnel, HVV-Reform oder Verkehrskonzept nerven, kontert er jetzt cool mit einem frauenpolitischen Befreiungsschlag.
Das Etikett Feminist sollte man Beton-Eugen allerdings nun doch nicht aufdrücken. Sein Vorstoß entspringt kühlem Machtinstinkt und lustvoller Imagepflege. Mit Frau und Fahrrad einen auf progressiv machen, das ist Eugen Wagner pur. Fahrrad und Frau können von dieser Strategie des rechten Patriarchen aber durchaus profitieren.
So gelang es dem Fahrradbeirat, ein wegweisendes Konzept zu entwickeln, welches eines fernen Tages vielleicht sogar durchgesetzt wird. Die neue Frauen-Gang in der Baubehörde hat ihre Bewährungsprobe noch vor sich. Nutzt sie mutig ihren Spielraum, dann kann sie den Machttrieb ihres Herrn durchaus in kleine Verbesserungen der Verkehrs- und Wohnrealität umlenken.
Eines scheint schon jetzt gelungen: Die Frauen in der Baubehörde sind selbstbewußter und mutiger geworden. Folgt jetzt die Wirtschaftsbehörde?!
Florian Marten
(Bericht Seite 22)
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