KOMMENTAR ZUM RÜCKTRITT DES BP-CHEFS: Regeln für die Risikogesellschaft
Der Austausch des BP-Chefs war ein notwendiger Schritt, wichtiger sind jetzt aber politische Konsequenzen.
D er Rücktritt von BP-Chef Tony Hayward war zwingend. Wer einem Unternehmen vorsteht, das aufgrund grober Fahrlässigkeit eine solche Umweltkatastrophe zu verantworten hat, der ist auf einem Führungsposten nicht mehr zu halten.
Es greift natürlich zu kurz, das ganze Desaster einer einzelnen Person anzulasten. Sowohl bei BP als auch in Partnerfirmen bis hin zu Politik und den Aufsichtsbehörden hat man die Risiken - der Tiefseebohrungen im Allgemeinen und der Bohrplattform Deepwater Horizon im Speziellen - offensichtlich jahrelang sträflich unterschätzt.
Der Austausch des BP-Chefs ist zwar ein notwendiger Schritt, wichtiger aber sind die politischen Konsequenzen, die aus der Katastrophe gezogen werden. Der Standort der Ölbohrung hätte niemals genehmigt werden dürfen: Solche Wassertiefen sind offenkundig nicht beherrschbar. Damit aber begann die Kette des Versagens.
Bernward Janzing schreibt für die taz über Energiepolitik und Klimaschutz.
Die Frage ist, wie unsere Industriegesellschaft in Zukunft mit den Risiken umgeht, die ihr durch verschiedenste Technologien - von der Chemiefabrik bis zum Atomkraftwerk - erwachsen. Die Katastrophe im Golf von Mexiko hat gezeigt, dass alle Aktivitäten, die das Potenzial haben, großflächige Schäden zu verursachen, entweder unterbunden oder aber viel stärker kontrolliert werden müssen.
Zugleich müssen die Haftungsregeln präzisiert und die Versicherungspflicht verschärft werden. Dann nämlich werden auch die Assekuranzen die Behörden unterstützen, indem sie einen genauen Blick auf die Sicherheit der Anlagen werfen und Nachbesserungen verlangen. Bislang sind Risikotechnologien - siehe Atomkraft - meist erheblich unterversichert. Damit zeigt sich: Nachdem die sprudelnde Ölquelle verschlossen ist und der BP-Chef geht, bleibt eine noch größere Baustelle - in der Politik.
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