Meinung, Freiheit, falsche Freunde : KOMMENTAR VON BASCHA MIKA
Pressefreiheit versus Religionsfreiheit, offene Gesellschaft versus Despotismus, westliche versus arabische Welt – es sind große Worte, mit denen jetzt in die Schlacht gezogen wird. Seit die dänische Zeitung Jyllands-Posten zwölf Karikaturen des Propheten Mohammed druckte – und islamische Fundamentalisten mit Bombendrohungen, Boykottaktionen und Mordaufrufen reagierten –, sieht auch die deutsche Öffentlichkeit eine neue Rushdie-Affäre heraufdämmern, sogar Zeichen eines ausbrechenden Kulturkampfs.
Dazu drei Feststellungen.
Erstens: Darf ein Medium religiöse Symbole satirisch aufgreifen? Auch wenn dies möglicherweise die Gefühle von Glaubenden verletzt? Selbstverständlich. Wo Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit herrscht, ist nichts und niemand vor Satire sicher. Anstand und Respekt vor anderen Kulturen bedeutet nicht, in einer demokratischen und säkularen Gesellschaft deren religiöse Dogmen zu übernehmen. Meinungsfreiheit beinhaltet auch das Recht auf Religionskritik. Deshalb ist es fatal, wenn sich Presse und Politik in Dänemark jetzt in Beschwichtigungspolitik gegenüber der arabischen Welt üben.
Zweitens: Folgt daraus, dass man die Aktion der Jyllands-Posten positiv sehen muss? Mitnichten. Es gibt gute Gründe, manche der Karikaturen als geschmacklos zu bewerten. Aber vor allem sind sie – angesichts der aktuellen politischen Situation in Dänemark – ein Statement der Mehrheitsgesellschaft gegenüber der muslimischen Minderheit im Land, das durchaus rassistisch zu interpretieren ist. Wie kaum ein anderes europäisches Land fährt Dänemark in den letzten Jahren einen harten Kurs gegen Einwanderer – vorneweg der Ministerpräsident, der damit zwei Wahlen gewann. Dass er jetzt vor dem Druck radikaler Muslime zurückweicht, ist umso unappetitlicher.
Drittens: Verraten deutsche Medien die Pressefreiheit, weil sie noch keine Solidaritätskampagne mit der Jyllands-Posten angezettelt haben? Wohl kaum. Deutsche Zeitungen haben nicht nur ausführlich über den Fall berichtet, zwei haben die umstrittenen Karikaturen abgedruckt. Eine davon war die taz. Das ist eine Selbstverständlichkeit.
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