KOMMENTAR: MARCO CARINI ÜBER DIE POLIZEIWACHE IM STADION : Ungleiche Nachbarn
Es will partout nicht passen: Die Idee, die abgerissene Domwache in der neuen Gegengeraden des Millerntor-Stadions unterzubringen, löst beim ständigen Fanausschuss des FC St. Pauli verständlicherweise Unbehagen aus. Das hat nun zu einem offenen Brief an den Innensenator geführt.
Gegen die Pläne sprechen mindestens zwei Gründe: Zum einen droht die neue polizeiliche „Bedarfsaußenstelle“ Platz zu schlucken, der dann für Fanarbeit und eine museale Darstellung der Vereinshistorie fehlt. Zum anderen ergänzen sich die Gewaltprävention beabsichtigende Fanarbeit und die Gewalt zuweilen sanktionierende Arbeit der Polizei höchstens in der Theorie. In der Praxis aber bilden sie häufig einen Gegensatz. Allerdings keinen von der Art Gegensätze, die sich anziehen.
Ein zugleich als Fan-Arena und Polizeiwache genutzter Multifunktionsbau, das wäre für viele Fans ein Ärgernis – und es würde obendrein Ressentiments gegenüber den „Freunden und Helfern“ in Uniform verstärken. Wie zuletzt die Geschehnisse um den Schweinske-Cup oder das Stadionverbot für Rostock-Anhänger gezeigt haben, stehen Fans und Polizei immer wieder auf verschiedenen Seiten. Schon deshalb sollte Innensenator Michael Neumann (SPD) noch einmal darüber nachdenken, ob diese Stadion-WG wirklich eine so gute Idee ist.