KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst: Epistemologie des Nichtwissens: Sprach(er)findungen mit Czech & Feldmann
Ob unleserlich oder gestochen scharf, das geschriebene Wort entzieht sich immer singulären Bedeutungszusammenhängen. Der Tendenz, alles entschlüsseln zu wollen, setzt die Doppelausstellung „Natalie Czech / Friedericke Feldmann“ zwei Positionen gegenüber, die Opazität als Denkbewegung verdeutlichen. Czech fotografiert Dinge, die Schriftzüge auf sich tragen, und fügt den vorgefundenen Text, wie er zum Beispiel leuchtend blau auf einer Packung Kopierpapier prangt, zu neuen poetische Konstellationen zusammen. Nicht selten entstehen hierbei philosophische Fragen wie „… How to say I’m here?“. Die Schriftbilder Feldmanns hingegen deuten Leserlichkeit nur an. Als „Headlines“ verlaufen ihre geschwungenen Gesten über die gesamte Decke und erweitern den Raum. Wie unter einem der Längsseite nach umgeklappten Stück Papier verborgen, sind die Schriftzüge zur Hälfte unterbrochen. Das, was überdeckt bleibt, hier bedarf es keiner Aufdeckung mehr, man ersehnt nicht die Zusammensetzung, sondern nimmt die Signatur Feldmanns als Epistemologie des Nichtwissens wahr. Insofern ist mit dieser Doppelausstellung eine kongeniale Kombination gelungen: Czech stellt heraus, dass sich nicht nur Bedeutungen unabhängig von ihren Urheber*innen entwickeln, sondern auch Buchstaben ihren eigenen Rhythmen und Sprachfindungen folgen. Feldmann wiederum überlässt es den Schwingungen von Hand und Tinte, Reaktionen auf etwas auszulösen, das wir nicht entziffern können müssen, um es zu spüren. Mit „Agential Scripting“ könnte man die Kräfte umschreiben, die hier freigesetzt werden. Über den Umweg des Englischen also. Denn so ist es mit der Sprache – es gibt keine universale Übersetzung. Wir haben sie nie gebraucht. nym
Bis 2. 2. 2020, Mi.–So. 12–18 Uhr, Maschinenhaus M2, Am Sudhaus 3, 3/5 €, jeden 1. So. im Monat frei
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