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Archiv-Artikel

sucht nach den schönsten Spielsachen

SYLVIA PRAHL

Fische sind eher Kaltblüter, und als Kuschelkumpel kommen sie auch nicht infrage, klar. Dennoch, die höchststrafende Behauptung „Der ist kalt wie ein Fisch“ über einen eher gefühlskalten Zeitgenossen tut dem Fisch unrecht. Denn der Fisch ist des Gefühls durchaus mächtig. Dessen bin ich mir sicher, seit mich ein bemooster Karpfen in einem Aquarium obstinat angeblubbert hat. Mies van Hout hat eventuell ein ähnlich epiphanisches Erlebnis gehabt und daraus ein beeindruckendes Bilderbuch entwickelt. In „Heute bin ich“ veranschaulicht er 20 emotionale Adjektive mittels treffender Fischzeichnungen aus bunter Wachskreide auf schwarzem Grund. Die kleinen Sprach- und Ausdruckserwerbler erkennen ihnen bereits hinlänglich bekannte und benannte Gefühle sofort. Der böse Piranha schaut enorm grimmig, der gelangweilten Flunder rollen vor Tranigkeit schon die Augen zur Seite, der Glücksfisch scheint geradezu zu fliegen, der ängstlichen Sardine entgleisen herrlich die Gesichtszüge bei weit aufgerissenem Kullerauge, und der erschrockenen Scholle stehen die Haare zu Berge. Bei den etwas vertrackteren Gefühlen wie sorglos, zufrieden oder verwirrt muss zunächst mit Begriffserklärungen nachgeholfen werden, was zu aufschlussreichen Gesprächen über Gefühle mit Dreijährigen führen kann (Aracari Verlag, 13,90 Euro).

Über Freunde und das, was eine Freundschaft ausmacht, philosophiert es sich prima anhand der ebenfalls von Mies van Hout ersonnenen ausdrucksstarken Bilder in „Freunde“. Die nämlich hängen gemeinsam rum – kleines Faultier lümmelt auf dem Schwanz eines nach Grüffeloameise aussehenden Wesens –, oder sie ärgern sich – ein Vampirsams piekt einem wutroten Skorpiondachs in die Nase (Aracari, 13,90 Euro).

Zwei ganz famose Bücher mit Zeug zum Klassiker. Rätselhaft bleibt nur, warum der Verlag darauf verzichtet hat, eine kleine Info über den Autor und Zeichner abzudrucken, stattdessen lieber etwas tumb erklärt, was aufgeweckte Leser ohnehin sehen, und das dann auch noch mit vermeintlich knackigen Zitaten aus Rezensionen „würzt“. Für das etwas komplexere Philosophieren mit Kindern ab fünf Jahren ist „Wolkenbilder + Möwendreck“ geeignet. Die Kinderphilosophin Kristina Calvert erzählt darin 16 kurze Begebenheiten und ordnet sie den vier Kant’schen Themenbereichen Erkenntnislehre, Ethik, Metaphysik und philosophische Anthropologie zu. Über Fragen wie „Kann es für jedes Problem eine gerechte Lösung geben?“ oder „Was ist Glück?“ kann man sich in jedem Alter den Kopf zerbrechen und Spaß dabei haben (Aracari, 16,90 Euro).

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