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Archiv-Artikel

sucht nach den schönsten Spielsachen

SYLVIA PRAHL

Mama, was ist das?“ Das nachgefragte Objekt ist gelb, hat Scheiben, abgerundete Ecken und steht vor dem Labyrinth Kindermuseum im eisigen Wedding. Eine gute alte Telefonzelle. Nach einer kurzen Abhandlung darüber, warum und wozu die Box einst benutzt wurde, sind wir mit dem historischen Museumsteil für heute durch. Denn nachdem wir alle unsere Schuhe ausgezogen haben, tauchen wir ein in die Welt von heute und umrunden den Globus an einem Nachmittag. In der Erlebnisausstellung Ganz weit weg – und doch so nah lernen drei- bis elfjährige Kinder alltägliche Sitten und Gebräuche in anderen Ländern kennen. Dabei ist Eigeninitiative gefragt, je nach tagesaktuellem Wissensdurst und Alter gestalten sich die Kids ihren Museumsbesuch weitgehend selbst. Die jüngsten finden die internationale Küche besonders spannend, da wird Sushi „gekocht“ und mit Stäbchen gegessen. Der Wackellaufsteg vor dem Marktstand, an dem gewogen und gefeilscht wird, wird von den Kleinen als ulkige Rennpiste genutzt, Größere beschreiten ihn würdevoll mit einem Gemüsekorb auf dem Kopf. Gar nicht so einfach, mit so einer Fracht Strecke zu machen. Fernab vom Faschingstüdelüt können Kleider aus aller Welt an- und ausprobiert werden. Wer, angetan mit Sari oder Lederhose, in der Schule Schulbücher anderer Länder studieren oder einfach in der Jurte rumlungern will, tut dies, und wer wissen will, wie genau der Sari gewickelt wird, erfährt auch das. Nachdem wir das Orakel von Ulan-Bator befragt haben, stärken wir uns bei heißen Getränken und mitgebrachter Stulle auf der großen Sitztreppe, bevor wir oben auf der Galerie die unterschiedlichen Wohnformen der Welt entdecken – und selbst ein Haus bauen.

In der Welt-Action-Gallery ver- und bearbeiten die Kinder malend, dichtend oder sonstwie querdenkend die eben gemachten Eindrücke. Bei den Workshops „Create your planet!“ werden fünf so genannte Kreativkontinente besucht. Von April bis Juni betreten die Kids den Kontinent der Neugier – und versuchen sich als Auftraggeber. Die Erklärungen an den einzelnen Stationen sind bewusst dezent gehalten, aber überall wuseln gut aufgelegte Mitarbeiter herum, die bei Bedarf weiterführende Fragen beantworten und die Kinder angenehm unaufgeregt zum Entdecken und Tüfteln animieren. Auch angenehm ist die Akustik in der wuseligen, aber heimeligen Fabrikhalle. Das jedoch bemerken wir erst, als wir uns nach dreistündiger Weltenbummelei ungestresst und inspiriert wieder dem Weddinger Eiswind entgegenstellen (Donnerstag und Freitag 9–18 Uhr, Samstag 13–18 Uhr, Sonntag 11–18 Uhr, Eintritt 4,50 €, Familie 13 €).