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SYLVIA PRAHL
Das will ja wohl jeder. Etwas ganz Heldenhaftes tun. Also, nicht „Ich bin die Erste!“, sondern eher „Ich hab meinen Freund gerettet!“ Prinz Hasenherz gelingt das. Damit war nicht zu rechnen. Der Hasenprinz ist nämlich ein regelrechter Schisser. Hat Angst vor allem und jedem. Und bringt es auch nicht fertig, der süßen Mimi zu sagen, dass er sie mag. Doch als der ausgehungerte Fuchs immer mehr Hasen holt, zuletzt sogar den König, sieht sich Hasenherz in der Verantwortung und zum Handeln gezwungen. Er unterbreitet dem Hasenrat einen ausgefuchsten Plan, wie man dem garstigen Rotschopf das Handwerk legen könnte. Der Plan wird akzeptiert, ein erster Erfolg. Als bei der Hatz etwas schiefläuft und die mutige Mimi zu ertrinken droht, wächst Hasenherz über sich hinaus. Gudrun Likar erzählt diese kleine Geschichte vom großen Gefühl in klarer Sprache. Sie beschreibt das Szenario detailliert und mit Empathie. Sogar die Beweggründe des Fuchses werden erklärt. Dennoch bleibt Raum für Diskussionen mit den kleinen Zuhörern, wozu auch die gleichsam schlichten und ausdrucksstarken Bilder von Manuela Olten beitragen. Sie veranschaulichen die Seelenqual von Hasenherz und seine heldenhafte Entwicklung sehr einprägsam. Dass der Fuchs machomäßige Cowboystiefel trägt und die Hasen coole Sneaker, sind gewitzte Details, von denen es auch nach mehrmaligem Lesen immer noch einige zu entdecken gibt (gerade erschienen beim Tulipan Verlag, 14,95 Euro).
Über sich hinauszuwachsen geht natürlich auch im kleineren Rahmen beziehungsweise mit vergleichsweise kleineren Aufgaben. Wobei die empfundene Aufgabengröße recht individuell ist. Wenn nämlich Pitzi ganz allein in den Keller zum Apfelsaftholen geht, ist das ein kleiner Schritt für seine Familie, aber ein heldenhaft großer für ihn. Pitzi ist ein Hund, und weil alle anderen Familienmitglieder mit Essenmachen beschäftigt sind, hilft es nichts. Mit einem Kochlöffel bewaffnet stellt er sich den echt gruseligen Unwägbarkeiten, die so ein Kellerbesuch mit sich bringt. Autor Thomas Müller erzählt diese wichtige Episode in Pitzis Leben herrlich unaufgeregt. Seine großzügigen, gut beobachteten, comicartigen Bilder machen Pitzis Aufgeregtheit erfahrbar: das ungeheure Dunkel des Kellers, Pitzis aufgestellte Schlappohren, das Verlangen, ganz schnell wieder ans Tageslicht zukommen, als Pitzi, den Apfelsaft unterm Arm, wieder nach oben flitzt. Das wonnegrauslige Gefühl aus Kinderzeiten, ganz schnell weglaufen zu müssen, weil sonst irgendetwas zuschnappt, kann kaum besser dargestellt werden. Und der Stolz über das Vollbrachte auch nicht (Aladin Verlag, 8,95 €).