KEINE TRAUER UM DIE MARK – DIE BUNDESBANK HAT IHREN JOB GETAN: Aus den Augen, aus dem Sinn
Liebesversprechen können so hohl sein. Offenbar auch, wenn es ums Geld geht: Noch im Dezember sprach sich jeder zweite Deutsche für die D-Mark und gegen die neue Währung aus. Doch nur einen Monat nach der Euroumstellung scheint die schweren Herzens verabschiedete Mark vergessen. Beinahe drei von vier Deutschen mögen jetzt den Euro. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Dafür gibt es Gründe. Die „Liebe“ zur D-Mark war schon lange ein Mythos. Eine emotionale Bindung zu ihrem neuen, starken Geld mag die Generation verspürt haben, die nach dem Krieg die kaputte Wirtschaft wieder aufgebaut hat. Die meisten Deutschen hingegen, die heute in Politik und Wirtschaft das Sagen haben, waren in dem Nachkriegsjahrzehnt Kinder – zu klein, um den Stolz der Eltern auf ihr Wirtschaftswunder zu teilen.
Zu jung sind sie auch, um die Gefahr einer Inflation verinnerlicht zu haben. Die 2 Prozent, die unsere Guthaben im Jahr an Wert verlieren, sind noch lange keine Inflation. An eine echte Geldentwertung erinnern sich höchstens noch diejenigen, die auf die hundert zugehen: 1923 machten die Deutschen die Erfahrung, wie es sich anfühlt, wenn alles mühsam zurückgelegte Geld plötzlich nichts mehr wert ist. Außerdem würden sich die Deutschen heute ganz anders verhalten, wenn es noch eine echte Inflationsangst gäbe: Schulden machen, nicht Sparen wäre dann ihre Devise.
Wenn hierzulande Banker oder Politiker vor Inflation warnen, dann handelt es sich um ein Zahlenspiel im Promillebereich. Das darf getrost ein Luxusproblem der Zentralbank bleiben. Daraus folgt: Die Bundesbank hat ihre Funktion längst erfüllt, nämlich Vertrauen in die Stabilität der Währung zu schaffen. Und niemand soll ernsthaft behaupten, ihre Nachfolgerin, die Europäische Zentralbank, nehme diesen Job nicht genauso ernst. Deshalb haben die meisten Deutschen die Euroumstellung erstaunlich gut, weil emotionslos überstanden. Die Trauer um die D-Mark kam längst nicht mehr von Herzen. Und das Trauma Geldentwertung existiert allenfalls noch hypothetisch. KATHARINA KOUFEN
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