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KASCHMIR: DER SÜDASIENGIPFEL WIRD WENIGER BEWIRKEN ALS TONY BLAIR„Zufall“ nicht ausgeschlossen

Heute beginnt der Südasiengipfel in Nepal, schon das ist ein Fortschritt. Denn in den vergangenen drei Jahren kamen Gipfel gar nicht erst zustande, weil Indien nicht mit Pakistan auf multilateraler Ebene verhandeln wollte. Trotzdem ist es unrealistisch, einen Durchbruch im Kaschmir-Konflikt zu erwarten. Sowohl der indische als der pakistanische Premier haben bereits signalisiert, dass sie in Kathmandu nicht miteinander zu sprechen gedenken. Das schließt „zufällige“ Begegnungen allerdings nicht aus.

Gespräche werden zur Zeit vor allem von Indien blockiert, nachdem Premierminister Vajpayee im Juli beim letzten bilateralen Gipfel mit Pakistans Militärmachthaber Musharraf keine Kompromissbereitschaft erkennen konnte. Delhi verlangt, dass Islamabad entschiedener gegen islamistische Kaschmir-Rebellen vorgeht, die Indien für zahlreiche terroristische Anschläge verantwortlich macht. Dabei reicht Indien nicht, dass inzwischen rund 100 Islamisten einschließlich zweier Führer verhaftet und die Konten terroristischer Organisationen beschlagnahmt wurden. Unbeirrt setzt Delhi seinen Truppenaufmarsch an der Grenze fort.

Mit seiner Kriegsdrohung geht Indien ein sinnloses Risiko ein. Denn es ist Pakistan zwar militärisch überlegen, doch ergibt sich daraus nicht die geringste erfolgversprechende Option. Die pakistanischen Lager der Kaschmir-Rebellen mit Raketen anzugreifen wäre ein ineffektiver Schaukampf, ein Einmarsch auf pakistanisches Gebiet würde die Gefahr nuklearer Vergeltung heraufbeschwören. Indien konnte deshalb von Anfang an nur hoffen, mit seiner Kriegsdrohung internationalen Druck zu mobilisieren, um Pakistan zum Einlenken zu bewegen. Dies ist mit den Verhaftungen von Islamisten nun geschehen. Zwar könnte Pakistan noch stärker gegen die Islamisten vorgehen. Doch statt konstruktiv zu reagieren, bleibt Indien unnachgiebig und droht damit, den Bogen zu überspannen.

Nachdem Fortschritte in Kathmandu nicht zu erwarten sind, weckt die Südasienreise des britischen Premiers neue Hoffnungen. Zwar darf derBesuch aufgrund indischer Vorbehalte nicht „Vermittlung“ genannt werden und Blair kann auch nur hinter den Kulissen wirken. Zumal gerade die Briten durch ihr Verhalten bei der Aufteilung ihrer früheren Kolonie zu den heutigen Problemen beigetragen haben. Dennoch: Tony Blair hat die Rückendeckung der USA. Und die haben in Südasien inzwischen das größte Gewicht. SVEN HANSEN

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