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Archiv-Artikel

KARSTEN BAUMANN, TRAINER Einer, der Maß hält

Karsten Baumann, 39

■ spielte der Ersten Liga in der Abwehr des 1. FC Köln sowie bei Borussia DortmundFoto: Imago

Er rennt jedem Ball nach, geht engagiert in die Zweikämpfe. Was Karsten Baumann beim ersten Training des Fußballdrittligisten VfL Osnabrück zeigt, hätte der Verein in der abgelaufenen Saison gut brauchen können: Eben dieser Ehrgeiz war Mangelware in der Schlussphase, als der Abstieg noch abwendbar war. Jedoch ist Baumann kein neuer Mitspieler, sondern unterschrieb vor gut einem Monat einen Vertrag als Trainer – als Nachfolger des nach Cottbus geflüchteten Claus-Dieter „Pele“ Wollitz.

Auch wenn der 39-Jährige mit dem Ball am Fuß wirkt wie ein Jungspund, ist er das Gegenteil seines Vorgängers: Wohlüberlegte Sätze kommen aus seinem Mund. Baumann schreit nicht herum, sondern handelt. „Man muss die Begeisterung den Spielern auch vorleben“, sagt der Ex-Profispieler. Und genau darin liegt der augenfälligste Unterschied zum Amtsvorgänger: Baumann ist eifrig, ohne ins Maßlose abzudriften.

Viel Erfahrung bringt der gebürtige Oldenburger dabei gar nicht mit. Ein knappes Jahr war er Cheftrainer bei Rot-Weiß Erfurt, ehe er beurlaubt wurde. Während er als Lehrgangsbester die Hennes-Weisweiler-Akademie absolvierte, coachte er arbeitslose Fußballprofis. Der VfL ist erst seine zweite Profi-Mannschaft. „Da halte ich es mit Otto Rehhagel: Es gibt nicht unerfahren“, sagt Baumann bestimmt, aber eben friedlich, „sondern nur gut und schlecht.“

Die Dritte Liga kennt er gut, aus Erfurt. Und das ist für den Verein, der nun fast eine komplett neue Mannschaft zusammenkauft, wichtig, wenn er gegen die durchaus harte Konkurrenz in der neuen Spielklasse bestehen oder vielleicht sogar den direkten Wiederaufstieg schaffen will. Baumann, der die Zweite Liga erst mal nicht als Ziel ausgibt, will auf Experimentierfreude setzen. „Der Druck in der Dritten Liga mit ihren Traditionsvereinen ist annähernd so groß wie in der Zweiten“, sagt er, „da muss man als Trainer auch mal was Überraschendes machen.“HEIKO OSTENDORF