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K O M M E N T A R Wer am Ende ist...

■ ...kriegt vom Betäubungsmittelgesetz einen Tritt dazu

Drogensucht hält sich nicht an die Fünf-Tage-Woche. Wer erstmal vom Heroin abhängig ist, muß dem täglichen Schuß alles andere unterordnen. Krankheit, Sehnsucht, Lebenslust egal, was passiert, als erstes kommt der Stoff. Aids oder eine andere tödliche Krankheit setzen dem Leben von der anderen Seite Grenzen: Nichts läßt sich auf später verschieben, das Leben muß sofort beginnen - oder es ist schon zu Ende.

Natürlich sind Gesetze nicht für solch extreme Situationen gemacht. Deshalb ist es gut, wenn in Bremen das Betäubungsmittelgesetz im Falle aidskranker Drogenabhängiger großzügig interpretiert wird. Aber wenn die ihre Befreiung vom täglichen Beschaffungsdruck dann quasi mit einem Reiseverbot erkaufen müssen, zeigt sich, das es mit großzügigen Interpretationen nicht getan ist.

Allgemeine Gesetze sind zwar nicht für extreme Situationen gemacht. Aber im extremen Einzelfall läßt sich besonders gut erkennen, was sie bedeuten. Und das Betäubungsmittelgesetz bedeutet: Wer schon am Ende ist, bekommt noch einen Tritt dazu.

Dirk Asendorpf

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