: Junkie stach zu
■ Im Parkhaus überfiel Drogenabhängiger junge Frau mit der Spritze
Als eine 17jährige Bremerin am Donnerstag mit ihrer Mutter das Parkhaus Lloydpassage verlassen wollte, entdeckte sie im Treppenhaus einen jungen Mann mit einer Spritze im Mund. Die 17jährige ließ über den Angestellten des Parkhauses einen Rettungswagen anfordern, berichtet die Polizei. Sanitäter versorgten den Drogenabhängigen; den Transport in ein Krankenhaus lehnte er jedoch ab. Als die 17jährige gegen 17 Uhr vom Einkauf zurückkam, stand der Mann plötzlich vor ihr, packte sie und zog sie eine Etage höher. Dort stach er der jungen Frau mit der Nadel einer Spritze in den Unterarm. Die 17jährige erlitt einen Schock. Der geflohene 21jährige wurde am Abend in der Wohnung seiner Eltern festgenommen. Er streitet die Tat ab.
Polizeisprecher Peter Haupt weiß nur von zwei weiteren Fällen, in denen ein Drogenabhängiger in den letzten Jahren in dieser Art aggressiv geworden ist. Ein Polizeibeamter sei während der Festnahme eines mutmaßlichen Dealers gestochen worden, und im Brilltunnel wurde einem jungen Passanten eine Spitze injiziert.
Die Leiterin der Drogenberatungsstelle in der Bauernstraße, Sabine Frieden-Paland, kann sich an überhaupt keinen Angriff auf MitarbeiterInnen der Drobs erinnern. Sie würden höchstens mal beschimpft, wenn sie niemanden mehr in das volle Café hineinließen. „Die Junkies sind eher friedliche Leute, sehr auf sich zurückgezogen, die wollen gar nicht groß Kontakt aufnehmen – Agression ist ja auch eine Art Kontakt“, sagt die Drobsleiterin. Nur Junkies, die außerdem tablettenabhängig sind, würden öfters mal aggressiv, meist wegen Nichtigkeiten. „Sie verstehen vieles falsch, die Verwirrung durch die Tabletten ist ungeheuer groß.“
Das Drohen mit der „Pumpe“ sei allerdings unter Junkies äußerst verpönt, geradezu tabu. „Und wenn Sie jetzt Junkies fragen, werden die mit Sicherheit sehr empört auf den Vorfall reagieren“, vermutet Sabine Frieden-Paland.
Auch die NachbarInnen der Drobs berichteten höchstens mal von Beschimpfungen, so die Drobs-Leiterin. Offenbar lassen sie sich aber auch dadurch nicht von Hilfeleistungen abschrecken: Jedenfalls bringen immer wieder NachbarInnen hilflos aufgefundene Junkies in die Ambulanz. cis
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