PORTRAIT CHRISTIAN EIGLER VON CHRISTOPH RUF : Junger Nestor
Christian Eigler, das verrät ein Blick aufs Mannschaftsfoto, hat eigentlich dunkelblondes Haar. Am frühen Samstagabend präsentierte er sich den wartenden Journalisten kurzzeitig mit dunklem Kurzhaarschnitt. Ein paar Minuten zuvor war der Held des Tages triefnass geworden. Wie von der Tarantel gestochen war ein halbes Dutzend Ersatzspieler nach dem Schlusspfiff auf den vierfachen Torschützen (14./17./86./87.) zugerannt, hatte ihn unter sich begraben und so manche Mineralwasserflasche zweckentfremdet. Eigler, der zuvor in 22 Spielen nur zweimal getroffen hat, beim ungleichen Duell mit dem mitleiderregenden FC St. Pauli aber gleich vier der fünf Nürnberger Tore erzielt hatte, nahm es ihnen nicht krumm. Mit der ganzen Weisheit einer zehnjährigen Profikarriere warb der viertälteste Spieler im Team um Verständnis für den Übermut der Jugend: „Die jungen Leute lassen sich halt immer irgendwas Lustiges einfallen.“ Wer Eigler in diesem Moment beobachtete, entdeckte in seinem Gesicht nichts, was auf Selbstironie hingedeutet hätte. Christian Eigler ist im Januar erst 27 Jahre alt geworden. Doch selbst damit ist er einer der Methusalems beim Club, wo drei Viertel des Teams erst seit zwei, drei Jahren volljährig sind.
Der vierfache Torschütze hat sich am Samstag im Kabinengang übrigens mächtig gefreut über die „positive Unterstützung“ von den Rängen. Und wer die Vorgeschichte dieser Aussage kennt, weiß, dass das keine Floskel war. Eigler hat bis 2006 im zwölf Kilometer entfernten Fürther Ronhof Dienst getan. Und der örtliche Zweitligist ist in Nürnberg in etwa so beliebt wie der FC Bayern, dessen drei Gegentore die Nürnberger Fans fast so bejubelten wie die fünf Tore ihres eigenen Teams. Mittlerweile ist Eigler anerkannt, auch weil er in einem Spiel mehr Kilometer zurücklegt als manch Kollege mit besserer Technik.
Ja, beim beim Club ist einiges im Wandel. Als Eigler seine Interviews gab, raunte ein Ordner seinem Kollegen zu: „Ein 5:0-Sieg, und dann noch für uns. Ich erkenne meinen Club überhaupt nicht wieder.“