: Junge Union: Reformer im Aufwind
■ Der 25jährige Thorsten Reschke ist neuer Vorsitzender
Die Junge Union (JU) hat auf ihrer Landeskonferenz am Samstag den 25jährigen Studenten Thorsten Reschke zum neuen Vorsitzenden gewählt. Reschke gilt als „absolut undogmatisch“. Er will den Richtungsstreit zwischen Rechten und Reformern, der die Junge Union in den letzten Jahren gelähmt hat, überwinden. Reformer schätzen ihn als „vernünftigen, gemäßigten Konservativen“.
Reschke hatte sich mit drei Stellvertretern als integratives Vorstandsteam präsentiert. Bettina Kern (Steglitz) und Markus Mierendorff (Wilmersdorf) sind Vertreter des Reformflügels, der im vorherigen Landesvorstand nicht vertreten war. Jens Becherer, der dritte Stellvertreter, gilt ebenfalls als Mann der Mitte.
Während der bisherige Vorsitzende Heinz Kausch das Ergebnis „nicht als politische Richtungsentscheidung“ bewerten wollte, sprachen Reformer von einer Kräfteverschiebung zu ihren Gunsten.
Der Wilmersdorfer JU-Vorsitzende Karsten Heegewaldt erklärte, daß „die Vernünftigen beider Lager die Oberhand gewonnen“ hätten. Nachdem die JU in den letzten Jahren nur negative Schlagzeilen gemacht hätte, hätten viele eingesehen, daß sich das Bild der JU ändern müsse. Das Blockdenken und die Personalquerelen der letzten Jahren müßten ein Ende haben. Reschke, der an der TU Verfahrenstechnik studiert, will sich verstärkt um Themen wie Jugendarbeitslosigkeit kümmern.
Reschke konnte sich dennoch nur knapp gegen den Gegenkandidaten Andreas Huwe durchsetzen. Huwe gilt als polarisierend und hatte in Sachfragen wenig Konkretes anzubieten. Er hatte in der Vergangenheit den umstrittenen früheren Landesgeschäftsführer Thorsten Dorn unterstützt. Es kursierte zudem das Gerücht, daß Dorn bei einer Wahl Huwes ein Comeback als Landesgeschäftsführer anstrebe.
Eine von Dorn verfaßte Presseerklärung mit dem Titel „Kein Juden-Denkmal am Potsdamer Platz“ hatte im Februar vergangenen Jahres Empörung ausgelöst. Mit Dorns Kandidatur wird nach dem Ausgang der Vorstandswahl nicht mehr gerechnet. Die Wahl des Geschäftsführers verwies die Versammlung zu fortgeschrittener Stunde an den Landesausschuß, der am Dienstag tagt.
Auch die Nachwuchsorganisation der FDP hat am Samstag einen neuen Vorsitzenden gewählt. Der 23jährige Student Erik Schrader löste Bernhard Kämpfer als Landesvorsitzender der Jungen Liberalen ab. Dorothee Winden
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen