Jugendstudie: Die Zukunft macht Stress

Jungdliche sehen düster in die Zukunft. Sie fürchten, dass Armut, Arbeitslosigkeit und die Reibungen zwischen den Kulturen zunehmen. Immerhin leben sie umweltbewusst und lieben ihr Berlin.

Jugendliche sind gestresst und sind von Internet- und Handykommunikation überfordert. Bild: AP

Berlin in 20 Jahren: Jugendliche sind gestresst, leiden unter wachsender Armut und sind von Internet- und Handykommunikation überfordert. So sehen zumindest die Jugendlichen es selbst. Doch sie formulieren auch klare Forderungen: Mehr Praxisnähe in der Schule, alternative Energiequellen und höheres politisches Engagement wünschen sie sich.

Das sind die Ergebnisse einer Studie, die am Samstag auf der Jugendmesse You vorgestellt werden sollen. Das Projekt Yoofooz befragte 500 Berlinerinnen und Berliner zwischen 14 bis 25 Jahren - die zehn Mitglieder des Yoofooz-Teams wissen, wovon sie sprechen: Sie sind selbst zwischen 18 und 25 Jahre alt.

Keine Arbeit, kein Geld: Zwei von drei Teilnehmern der Studie glauben, die Arbeitslosigkeit werde weiter zunehmen. 80 Prozent erwarten, dass die Armut steigt. Das ist keine schöne Aussicht - und sie drückt die Stimmung, mit der die Befragten in die nächsten Jahre schauen: Angst vor der Zukunft hat jeder dritte Jugendliche. Das Zusammenleben verschiedener Kulturen in Berlin läuft auch keineswegs reibungslos, befindet über die Hälfte der Teilnehmer. Dabei wünschen sich etwa 90 Prozent, dass sich Menschen verschiedener Kulturen und verschiedenen Alters sich mehr austauschen.

Mit dem Projekt Yoofooz ist dies schon ein stückweit in Erfüllung gegangen. Die "jungen Futuristen", wie sie sich nennen, haben die unterschiedlichsten kulturellen Wurzeln, kommen aus Frankreich, Deutschland, der Türkei und Laos. Aus einem Workshop des Vereins Berlin21 entstand die Idee einer Umfrage zu den Zukunftsvorstelungen Gleichaltriger. Die 21-jährige Projektleiterin Nisha von Carnap erklärt: "Wir wollen junge Menschen motivieren, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen".

Das müssen sie auch, denn das Vertrauen darauf, dass sie genug auf das Berufsleben vorbereitet werden, ist nicht groß: Mehr als 90 Prozent der Berfragten fordern einen größeren Praxisbezug in Schule und Ausbildung. Auch neue Berufe sollen her, 80 Prozent halten diese in einer sich wandelnden Gesellschaft für notwendig. Arbeit ist aber auch nicht alles, der Stress scheint schon unter Jugendlichen enorm zu sein: drei Viertel wünschen sich mehr Freizeit. Doch eindeutig sind die Gefühle der Jugendlichen nicht. Trotz Stress und Zukunftsangst sind 80 Prozent der jungen Berlinerinnen und Berliner stolz auf ihre Stadt.

Das zeigt sich auch in den einschlägigen Diskussionsforen der Internetplattform SchülerVZ. Dort debattieren in Berlin geborene und zugezogene Schüler über ihre Stadt. Sie loben vor allem die Vielfalt und den entspannten Umgang miteinander: "Berlin ist einfach die tollste Stadt, die ich kenne", schreibt die Userin "Anika S." "Die Leute sind super drauf, es ist eine Stadt für alle möglichen Typen von Menschen. Man könnte im Schlafanzug rausgehen und niemand würde einen schief anschauen!"

Plattformen wie SchülerVZ sind heute schon extrem beliebt, die ständige Erreichbarkeit dank Kommunikation über Handy und Internet wird sich aber noch ausweiten, glauben 90 Prozent. Dabei wünscht laut der Yoofooz-Studie nur gut ein Drittel der Jugendlichen neue Kommunikationskanäle.

Ihre Meinungen zu Ernährung, Umwelt und Energie zeichnen die nachwachsenden Berliner als echte "Lohas" aus. Die Abkürzung steht für Lifestyle of health and sustainability - ein Lebensstil, der bewussten Konsum von ökologisch korrekten und nachhaltig produzierten Produkten in den Vordergrund stellt. 70 Prozent der Jugendlichen hätten gern mehr Grünflächen in der Stadt, zwei Drittel sprechen sich strikt gegen den Neubau weiterer Shoppingcenter aus. Gesunde Ernährung spielt für mehr als die Hälfte eine wichtige Rolle. Für die Zukunft ist auch das Erschließen neuer Energiequellen wichtig, befinden 80 Prozent, besonders weil fossile Rohstoffe immer knapper und teurer werden.

Ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen, wie es sich das Yoofooz-Team wünscht, werden die jungen Berlinerinnen und Berliner aber wahrscheinlich nicht: Mehr als die Hälfte glaubt, es sei nicht möglich, selbst etwas an der Stadt zu verändern. Dementsprechend sehen über 40 Prozent es als unnötig an, künftig Einfluss auf Politik und Stadtleben auszuüben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.