Jugendgewalt: Polizei doch mutig
Jugendgewalt: Polizeipräsident kritisiert GdP-Chef. Innensenator Körting kritisiert die Bundeskanzlerin
Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch hat Äußerungen des Landeschefs der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Eberhard Schönberg, über verlorene Stadtteile scharf zurückgewiesen. Die Polizei behandle soziale Brennpunkte nicht als Ghettos, sagte Glietsch am Sonntag und fügte hinzu, die Besatzungen der Funkstreifenwagen "trauen sich überallhin".
Schönberg hatte in einem Interview gesagt, es gebe Stadtteile, die "nicht mehr zu retten" seien. Dazu zählte er Teile von Wedding, von Tiergarten, von Schöneberg und Kreuzberg sowie Nordneukölln. Einzelne Funkstreifen wagten sich nicht mehr in diese Ghettos, weil sie sich oft einem "gewaltbereiten Mob" gegenübersähen, der den "Respekt vor der Polizei entweder verloren oder niemals gelernt hat".
Auch Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hat sich in der Debatte um Jugendkriminalität nochmals zu Wort gemeldet. In einem am Sonntag veröffentlichten Interview warf er Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor, sie habe sich "in einer schwachen Sekunde" vor den Karren von Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) spannen lassen. Merkel sei offenbar geraten worden, "sie müsse nun als Wahlkämpferin auftreten". Die "Anti-Ausländer-Debatte" erschwere den Dialog mit Migranten und Muslimen. Körting warf Koch vor, das Thema "entgegen aller Erkenntnis" auf die Formel zu reduzieren, Ausländerkinder seien besonders anfällig für Kriminalität.
Körting hatte zuletzt mit Äußerungen für Wirbel gesorgt, dass Richter "Allesverzeiher und Allesversteher" seien, denen die Opfer von Gewalttätern "scheißegal" seien. Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) hatte dies zurückgewiesen.
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